Kultur Südpfalz Vivaldi und Weltmusik

Ausnahmesolist: Gilles Apap in der Villa Ludwigshöhe.
Ausnahmesolist: Gilles Apap in der Villa Ludwigshöhe.

„Die vier Jahreszeiten“ von Vivaldi in enger Verbindung mit folkloristischen Klängen aus verschiedenen Ländern, mit ihnen ständig alternierend: Wann ist das schon zu erleben? Genau in dieser Darbietungsform war jetzt dem barocken Meisterwerk, einem der beliebtesten Evergreens aus dem klassischen Repertoire, in der Villa Ludwigshöhe zu begegnen: aufgeführt vom französischen Spitzengeiger Gilles Apap und der Camerata Villa Musica.

Gefeiert wurde auf bravouröseste Art ein rauschendes Fest, wenn man will eine Apotheose des Crossovers, bei dem Vivaldis vier Jahreszeit-Konzerten für Violine und Streichorchester mit Continuo-Cembalo durchgehend populäre Stücke gegenüberstanden. Dazu gehörten die Zigeunerweisen des spanischen Geigenvirtuosen Pablo de Sarasate, einer Geigenlegende aus dem 19. Jahrhundert, „Java Manouche“, eine originelle Mischung aus Jazz und Folklore vom berühmten Pariser Akkordeonspielers Jo Privat und Klänge unter anderem aus Frankreich, Irland, Mähren, Rumänien, Ungarn und Amerika. All das wurde im Pompejanischen Saal übermütig, mit hinreißend musikantischem Elan, über alle Maßen beschwingt serviert. Der in Algerien geborene, in Nizza aufgewachsene, heute in Kalifornien lebende, weltweit gefeierte, von Yehudi Menuhin als „der typische Violinist des 21. Jahrhunderts“ gerühmte Gilles Apap führte mit viel Humor und auch einem gerüttelt Maß an komödiantischem Witz ein aufgekratztes, äußerst unterhaltsames Instrumentaltheater vor. Die mit sicht- und hörbarer Spielfreude agierende Camerata Villa Musica war ihm dabei optimaler Partner. Vivaldis barocke Tonfantasien, seine Lautmalerei behandelte Apap frei. Mit Vorliebe schärfte er seine Klänge unter anderem systematisch durch eng am Steg erzeugte, von der zeitgenössischen Komposition ebenfalls oft eingesetzte Geräusche (sul ponticello). Auch änderte er die Reihenfolge der vier Konzerte: Das Jahr begann diesmal mit dem Sommer, es folgten der Frühling und nach der Pause Herbst und Winter. „Weil es jetzt gerade Sommer ist“, verkündete eines der mit der Vorlesung Vivaldis Komposition unterliegender Sonette beauftragten Orchestermitglieder. Dazwischen und danach erklang Weltmusik. Es ging also äußerst lebendig zu an diesem Abend in der Villa Ludwigshöhe. Sowohl im Zuschauerraum als auch bei der mitwirkenden Camerata herrschte helle Begeisterung. Verständlicherweise, da sich die musikalische Qualität der Wiedergaben durchweg auf beeindruckend hohem Niveau bewegte. Apap ist ein Virtuose erster Güte, dem sämtliche violinistischen Akrobatenstreiche und Kabinettstücke mit selbstverständlicher, ja spielender Leichtigkeit von der Hand gingen. Dies ganz besonders bei Vivaldi und Sarasate. Ein Kapitel für sich bildete außerdem sein erlesener geschmeidiger Geigenton. Nicht zu vergessen freilich die jungen Instrumentalisten der Camerata, die sehr geschlossen, konzentriert, gepflegt spielten und bei ihren Solobeiträgen ebenfalls sehr bemerkenswertes virtuoses Potenzial demonstrierten. Schließlich: Bei den folkloristisch improvisatorischen Zugaben war das Publikum völlig aus dem Häuschen.

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