Kultur Südpfalz Sprungbrett für junge Talente

Nichts ist dem Zufall überlassen: Yulong Lins Werke korrespondieren mit dem Ausstellungsraum.
Nichts ist dem Zufall überlassen: Yulong Lins Werke korrespondieren mit dem Ausstellungsraum.

Mit Yulong Lin ist es erneut ein Meisterschüler von Leni Hoffmann in der Kunstakademie Karlsruhe, der es trefflich versteht – fast könnte man sagen, detailbesessen –, einen vorgegebenen, ganz und gar nicht winkelgenau und glatt gebauten Raum mit seiner Kunst optimal zu bespielen. So zu sehen in der Galerie von Anna Helsen in Hainfeld.

In der denkmalgeschützten Galerie von Anna Helsen in Hainfeld setzt der junge Künstler die geöffnete Pforte der historischen Scheune zum Garten hinaus als perfekte Einheit von Architektur und Kunst in Szene. Ohne dass beim Betrachter der Eindruck entstünde, dass jede noch so zufällig wirkende Einzelheit akribisch ausgemessen, geplant und ausgeführt ist. Eine rote Stoffbahn korrespondiert mit dem Torbogen aus Sandstein vor dem satten Grün, in dessen Zentrum ein alter Apfelbaum mit seinen roten Früchten unabdingbar Teil des Gesamtwerks zu sein scheint. Die Großformatigen, nicht selten zwei auf drei Meter großen bemalten Leinwände sind an die Wand getackert, selbst eine „vergessen“ wirkende abstehende lose Ecke ist Absicht des Künstlers. Was wie zufällig liegengeblieben oder nicht ganz fertig anmutet, ist dennoch millimetergenau platziert. Selbst das Stromkabel für die Beleuchtung der Scheune ist ganz bewusst sichtbar und wesentlicher Bestandteil der Gesamtschau. Alltagsgegenstände wie zackenrandige kleine Kuchenförmchen, Zwiebeln und immer wieder Stoffbahnen inspirieren Yulong Lin für seine Malereien. Reduziert auf die äußere Form oder die Kontur, ergänzt er die ursprünglichen Motive mithilfe der Darstellung in verkleinerter, zerschnittener Form oder in Bewegung. Das runde Kuchenförmchen wird zur Zackenbordüre, die Wellenbewegung eines Stoffballens setzt sich in einzelnen kleinen Werken fort. Eine einzige geschwungene Linie inszeniert Dynamik, setzt das Windrad vor dem geistigen Auge des Betrachters in Bewegung. Spiralförmige weiße Spuren verleihen der abstrahiert dargestellten Zwiebel Kontur und Plastizität. Die starken Farben entstehen aufgrund vielfacher Überlagerungen. Yulong Lin mischt sie nicht auf der Palette, sondern trägt Schicht um Schicht auf und lässt jede Spur am Rand der – ganz absichtlich ungerahmten – Bilder für den Betrachter sichtbar auslaufen. Nicht das Resultat ist dem Künstler wichtig, sondern der Prozess, die Farbüberlagerungen setzt Lin Zeitüberlagerungen gleich, sein Denkanstoß ist die Relativität von Zeit und Raum. Yulong Lin ist 1988 in Neijiang in der chinesischen Provinz Sichuan geboren und studiert an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe freie Malerei. 2016 hat der Künstler den Freiburger Akademiepreis gewonnen. Mit den Ausstellungen in dem denkmalgeschützten ehemaligen Weingut in Hainfeld will Anna Helsen, selbst Studierende der Kunstgeschichte in Karlsruhe, jungen Talenten ein Sprungbrett für eine spätere Karriere bieten. Info Ausstellung bis 20. August in der Weinstraße 32, Hainfeld; Öffnungszeiten Samstag 13 bis 19 Uhr, Sonntag 12 bis 18 Uhr, nach telefonischer Vereinbarung unter 0177 7938695, www.artworkroomgallery.com.

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