Rheinpfalz Kreis Kusel: Kein Glückwunsch vom künftigen Vorgänger

Welche Veränderungen er konkret in der Verwaltung, speziell in der Wirtschaftsförderung, vornehmen will, konnte Otto Rubly geste
Welche Veränderungen er konkret in der Verwaltung, speziell in der Wirtschaftsförderung, vornehmen will, konnte Otto Rubly gestern noch nicht sagen: »Das ist einfach noch zu früh.«

Seit Sonntagabend, kurz vor 19 Uhr, ist klar: CDU-Kreisvorsitzender Otto Rubly wird Mitte Oktober der neue Landrat. In seinem ersten großen Interview nach der Wahl erzählt er RHEINPFALZ-Redakteur Wolfgang Pfeiffer von den ersten Stunden nach der Wahl, von seinen Plänen, wie er alle einbinden will, und über die Zukunft seines landwirtschaftlichen Betriebs. Einen Landrats-Schnaps wird’s nicht geben.

Herr Rubly, Sie haben am Sonntagabend in den ersten Minuten richtig fassungslos gewirkt, als könnten Sie nicht glauben, was da vor sicht geht...

Ja, das stimmt. Das kann man so sagen. Wann hat sich das gelöst? Als ich wieder draußen war aus der Kreisverwaltung. Wenn ich im freien bin und mich bewegen kann, dann werde ich lockerer. Was lief am Sonntag nach 18 Uhr in Ihrem Kopf ab? Ich fühlte mich zwischen 18.15 Uhr, als die ersten Ergebnisse kamen, und 18.45 Uhr, als das Ergebnis klar war, ständig zwischen Himmel und Hölle. Wann wussten Sie, dass es zur Überraschung reicht? Als ich gesehen habe, dass Kusel und Waldmohr bereits ausgezählt waren und ich immer noch vorne lag. Ihr Start mit der späten Kandidatur war ja etwas holprig. Sie haben damals zwar gesagt, dass Sie antreten, um zu gewinnen – aber haben Sie daran jemals geglaubt? Ja, ich hab es schon nicht ausgeschlossen, dass diese Wahl trotz allem gewinnbar ist. Das war wann und warum? Weil ich nach dem ersten Wahlgang gespürt habe, dass die Wähler der vorherigen Mitbewerber mehrheitlich zu mir tendieren. Und vor allem, als ich gemerkt habe, dass die Wähler, die unbedingt einen Wechsel wollten, sicher immer bestimmter, immer entschlossener geäußert haben. Sie wollten ursprünglich gar nicht so recht in die Kreisverwaltung kommen. Sie wollten zunächst in Lauterecken bei Ihrem FDP-Unterstützer Peter Jakob sein, später beim Fest Ihres vorherigen Mitbewerber Harald Leixner in Steinbach. Ich wollte eigentlich nur ganz kurz in die Kreisverwaltung. Ich hatte damit gerechnet, dass Frau Nagel gewinnt – und es gehört sich einfach, dass man dann hingeht und gratuliert. Aber dann wurde der Aufenthalt doch etwas länger... Hat Ihnen der Landrat gratuliert? Nein. Hat er sonst irgendwie Kontakt Ihnen als seinem designierten Nachfolger aufgenommen? Ich wüsste nicht. Auch nicht darüber, wie Mitte Oktober die Amtsübergabe ablaufen könnte? Nein. Ich kann da auch nichts machen. Es ist allein seine Entscheidung, wie er mit dem Votum des Wählers umgeht und für eine reibungslose Übergabe sorgt. Oder ob er mir sozusagen am 13. oder 16. Oktober einfach die Schlüssel in die Hand gibt. Sie haben jetzt dreieinhalb Monate Zeit, sich auf das Amt des Landrats vorzubereiten. Was werden Sie tun? Mit Mitarbeitern der Verwaltung reden? Wenn der Landrat das nicht forciert, dann nicht. Er ist bis dahin Chef der Verwaltung. Wenn allerdings jemand von sich aus auf mich zukommt, dann gerne. Und sonst? Alles, was nicht mit der Verwaltung selbst zu tun hat, kann ich machen. Ich habe beispielsweise heute schon Anrufe von drei Unternehmern bekommen, die mir ihre Hilfe bei der Umgestaltung der Wirtschaftsförderung angeboten haben. Und was ist mit den Fraktionen im Kreistag? Sie müssen ja damit rechnen, dass Sie als Landrat einer Koalition von SPD und FWG gegenübersitzen und es damit schwer haben werden, etwas zu bewegen. Ich hatte vorher angekündigt, dass ich mit allen reden und alle einbinden möchte, und das werde ich auch tun. Wer mich kennt und meine politische Arbeit beobachtet hat, weiß, dass es mir ernst ist mit der Zusammenarbeit in der Sache und über Parteigrenzen hinaus. Wer sich einbinden lassen möchte, den binde ich gerne ein. Auch mit Fraktionsführer- und Beigeordnetenbesprechungen vor Sitzungen, wie das im Kreis bislang nicht üblich war? Ich kenne das gar nicht anders aus Schönenberg-Kübelberg und aus dem Oberen Glantal. Man setzt sich zusammen und bespricht sich. Glauben Sie, dass das möglich ist angesichts der tiefen Wunden, die die SPD durch die Niederlage erlitten hat? Einige SPD-Leute haben mich angerufen und mir gratuliert. Ich glaube, dass die SPD verstanden hat, was der Wähler am Sonntag gesagt hat. Und alle Parteien zusammen müssen nun noch verstehen, was ihnen die vielen Nichtwähler gesagt haben. Wie steuern Sie gegen dieses Desinteresse an? Durch mehr Bürgerkontakte. Ich habe mir beispielsweise vorgenommen, in jedem Jahr mindestens einmal in jede der 98 Gemeinden zu gehen – und zwar außerhalb von Veranstaltungen. Die Menschen sollen ihren Landrat sehen, treffen und wissen, was er macht. Wie tief sind die Gräben, die durch den Wahlkampf entstanden sind? Ich glaube: nicht so tief. Ich habe zum Beispiel mit Frau Nagel gar kein Problem. Und ich habe Achtung vor ihr; auch für die Art, wie sie das getragen hat. Und: Sie hat sich nicht von ihrem Landrat abgegrenzt, obwohl sie gemerkt hat, dass sie mit ihm untergeht. Sie sind noch dreieinhalb Monate Oppositionsführer im Kreistag. Was können wir da im Zusammenspiel mit dem Landrat erwarten? Harte Opposition des künftigen Landrats gegen seinen Vorgänger? Ich habe auch zwei Stellvertreter in der Fraktion. Ich kann mich gegebenenfalls auch mal zurückziehen, wenn ich es für richtig halte. Am Mittwoch im Kreisausschuss stehen erneut Beförderungen an. Über dieses Thema haben Sie und der Landrat schon vor einigen Monaten gestritten. Damals hat er Ihnen zugesagt, dass dieses Jahr nicht mehr befördert wird... Ja, das hat er zugesagt. Im Kreisausschuss und im Kreistag. Ich hoffe, er findet in guter demokratischen Tradition einen Weg, das wieder von der Tagesordnung zu nehmen. Und dort, wo Beförderungen absolut notwendig sind, sollte man darüber reden. Es wird ja im September, noch vor dem Amtswechsel, noch eine ganz wichtige Stelle in der Verwaltung frei. Ja, solche Sachen meine ich. Wenn da die Besetzung auch noch festgezurrt wird, dann bin ich überall gebunden. Das kann nicht hilfreich sein und sollte so auch nicht sein. Wir hatten vergangenes Jahr mit Blick auf den Amtswechsel in diesem Herbst schon darum gebeten, die Stelle des Büroleiters des Landrats nicht sofort wieder zu besetzen. Es wurde dennoch gemacht. Eine Frage noch zu Ihrem landwirtschaftlichen Betrieb: Sie können ja nicht gleichzeitig Landrat sein und den betrieb führen. Was passiert? Ich als Person werde den Betrieb nicht weiterführen können. Da sind Lösungen in Vorbereitung. Schon vorher , aber insbesondere ab dem heutigen Tag haben sich verschiedene Interessenten gezeigt. Die Lösung wird wegen der Tierhaltung und auch ökologischen Bewirtschaftung etwas kniffelig , aber lösbar sein. Hier muss nämlich der Förderzeitraum eingehalten werden. Letzte Frage: Gibt’s künftig einen Landrats-Schnaps? (lacht) Nein. Diese Verknüpfung zwischen meinem Schnapsbrennen und dem Amt wird es bei mir nicht geben. Aber ich werde für mich privat sicherlich noch die eine oder andere Flasche brennen lassen.

Überglücklich: Otto Rubly lässt sich nur zu gerne von seinem CDU-Kollegen Sven Eckert in den Arm nehmen.
Überglücklich: Otto Rubly lässt sich nur zu gerne von seinem CDU-Kollegen Sven Eckert in den Arm nehmen.
Ulrike Nagel wahrte trotz der schweren Niederlage die Fassung und zeigte sich am Sonntagabend als faire Verliererin.
Ulrike Nagel wahrte trotz der schweren Niederlage die Fassung und zeigte sich am Sonntagabend als faire Verliererin.
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