Rheinpfalz Donnersbergkreis: Anreize für Notärzte fehlen

Das Westpfalz-Klinikum fordert vom Land Finanzierungssicherheit bei der Notarztbestellung.   Foto: stepan
Das Westpfalz-Klinikum fordert vom Land Finanzierungssicherheit bei der Notarztbestellung.

Ein Viertel der Zeit war der Notarztstandort in Kirchheimbolanden in den ersten drei Monaten des Jahres nicht besetzt, es stand kein Notarzt zur Verfügung. Für Landrat Rainer Guth eine Kostenfrage: Man müsse weg von den Billiglöhnen für die Notärzte, sagt er. Mit dem neuen Rettungshubschrauber habe der Notstand nichts zu tun.

An etwa 20 Tagen war im ersten Quartal dieses Jahres der Notarztstandort in Kirchheimbolanden abgemeldet. Damit wurden Bedenken in Teilen der Bevölkerung befeuert, die sich vor allem in den sozialen Medien äußerten. So wird immer wieder die Frage laut, ob die Hubschrauberstationierung in der Westpfalz zu Lasten des bodengebundenen Rettungsdienstes gehen könnte. „Leider“, sagte Peter Förster, Geschäftsführer des Westpfalz-Klinikums, beteiligten sich auch Mitarbeiter des Krankenhauses selbst an diesen nach seiner Bewertung völlig unberechtigten Spekulationen.

Laut Landrat Guth stehen Ende Mai Gespräche mit der Schlichtungsstelle des Landes an. Dabei geht es um die Notarztversorgung, genauer deren Finanzierung. Schon seit Jahren gebe es Verhandlungen, das Klinikum habe jetzt sogar Klage gegen die Landesregierung eingereicht. Es müsse für Notärzte attraktiver werden, an den Standorten im Donnersbergkreis und auch im Kreis Kusel zu arbeiten. Dafür seien Finanzierungszusagen des Landes nötig. Das Westpfalz-Klinikum habe Forderungen an das Land in Millionenhöhe, das Land habe sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren der Finanzierungsgespräche zum Notarztsystem entzogen. „Aber wir müssen vom Billiglohn für die Notärzte wegkommen“, sagte der Landrat.

Den Zusammenhang zwischen einer Abmeldung des Notarztstandortes in Kirchheimbolanden und den Einsätzen des Rettungshubschraubers wies der Ärztliche Leiter Rettungsdienst Westpfalz, Wolfgang Hoffmann, im Gespräch mit der RHEINPFALZ zurück. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel am Boden bewegt, gerade im Landkreis Donnersberg. Das alleine widerspricht ja der Behauptung, dass wir da etwas wegnehmen wollen“, sagte er.

Keine einzige Stelle mehr

Dass die immense Zahl an Einsätzen des Hubschraubers – bisher rund 500 seit der Stationierung im Oktober – auf Kosten der bodengebundenen Kräfte gehe, könne entkräftet werden. „Wir haben früher in vielen Fällen den Hubschrauber gar nicht benachrichtigt, wo es angezeigt gewesen wäre, weil der Zeitvorteil bei einem Start in Ludwigshafen oder Mainz weggefallen ist“, sagte Hoffmann. „Jetzt haben wir die Möglichkeit, ein adäquates Rettungsmittel einzusetzen, und deshalb tun wir es selbstverständlich auch“, erläuterte er.

Dass es dazu kommen kann, dass der Hubschrauber mit einem Notarzt besetzt ist, während beispielsweise in Kirchheimbolanden und Kusel zur gleichen Zeit Notärzte fehlen, liegt nach der Erklärung von Stefan Hofer an den jeweiligen Zuständigkeiten. Hofer ist Chefarzt der Anästhesie in Kaiserslautern und damit zuständig für die notärztliche Besetzung des Air Rescue Pfalz. „Der Hubschrauber wird über den Standort in Kaiserslautern besetzt. Für die anderen Notarztstandorte haben wir im Westpfalz-Klinikum zwei weitere Anästhesien, die völlig autark sind“, erläuterte Hofer. „Das sind völlig andere Arbeitsplätze, die mit ihren Ärzten diesen Standort fahren.“

Der Hubschrauber laufe alleine über Überstundeneinsatz des Ärzteteams der Anästhesie Kaiserslautern. „Dafür gibt es keine einzige Stelle mehr“, sagte er. Mit diesen Ärzten dann auch dafür zu sorgen, dass die Standorte in anderen Bereichen der Westpfalz besetzt sind, sei nicht möglich.

Die Bedeutung des Rettungshubschraubers für das Klinikum als Maximalversorger sprach der Geschäftsführer des Westpfalz-Klinikums, Peter Förster, im Kreistag an. „Ich habe Verständnis dafür, dass die Hubschrauber aus Ludwigshafen oder Mainz keinen Zwischenstopp in Kaiserslautern machen möchten und mit den Patienten direkt ihre Häuser anfliegen“, sagte er. Für das Westpfalz-Klinikum aber sei es unerlässlich, dass auch die schwer betroffenen Patienten mit beispielsweise Polytrauma, Hirnblutungen, Herzinfarkt nach Kaiserslautern gebracht werden.

Hubschrauber immens wichtig

Zum einen sei man dort als Maximalversorger bestens auf diese Patienten eingerichtet, und zum anderen auch aus finanzieller Sicht darauf angewiesen, diese „erlösträchtigen Fälle“ zu behandeln. Gerade auch vor dem Hintergrund der finanziell angespannten Lage des Klinikums könne man auf einen Hubschrauber nicht verzichten. Zumal das ja auch in vielen Fällen eine heimatnahe Versorgung der Patienten bedeute.

„Es geht hier um regionale Verbesserungen und wir schaffen es gerade, in emotionale Diskussionen einzusteigen und dabei möglicherweise eine einmalige Chance zu vergeben“, warnte Chefarzt Hofer. Man müsse bedenken: „Um uns herum schläft keiner. Manche warten nur darauf, einen Hubschrauber an anderen Standorten außerhalb des Einsatzgebietes Westpfalz zu bestücken.“

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