Rheinpfalz Der Profi-Regisseur enttäuscht

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Der Heimat- und Kulturverein Relsberg hat für sein Theater „Diesmal etwas mit Niveau“ gewählt. Den Dreiakter von Andreas Heck spielte er am Wochenende im Bürgerhaus zweimal, weitere Aufführungen folgen. Statt einer lustigen Bauernkomödie sorgten die Proben zu einem englischen Kriminalklassiker – samt echtem Kriminalfall – für Verwirrung und jede Menge Spaß.

Ganz klar: Ein Theaterverein muss zum Jubiläum etwas Besonderes bieten, neue Wege einschlagen. Daher soll ein professioneller Regisseur her, und statt der üblichen Bauernkomödie wird „Diesmal etwas mit Niveau“ gespielt. Das englische Stück „Pater Brown und das Geheimnis der alten Gräfin“ soll Flair, Raffinesse und künstlerischen Mehrwert bieten. Dieser Vorstoß der Frauen um die resolute Vorsitzende Beate Sperber (Irena Hentzel) kommt jedoch nicht bei allen gut an. Heinz Helfrich (Mattias Rahm) und Gerhard Schreiner (Jürgen Jensen) arbeiten noch am Rohbau des Bühnenbilds und sind alles andere als begeistert davon, Pfarrer und Butler zu spielen. Und dann kommt da auch noch ein französischer Regisseur, den die zweite Vorsitzende Rosi Reinlich (Tina Condé) im Internet „supergünstig“ gebucht hat. „Französische Raffinesse mit englischem Stück in der deutschen Provinz“ – die Männer sind nicht überzeugt, fügen sich jedoch ihrem Schicksal. Dummerweise werden den ehrgeizigen Akteuren immer wieder Steine in den Weg gelegt, es läuft nicht alles zusammen: angefangen beim Bühnenaufbau über sprachliche Scharmützel bis hin zu unpassenden Kostümen. Während die Kostüme den Frauen die Luft abschneiden, lassen die „Zirkuszelt Large“-Hosen (ZZL) die Männer immer wieder blank dastehen. Zu allem Überfluss erfüllt auch der angebliche Profi-Regisseur François Trichine (Werner Maué) nicht so ganz die Erwartungen. Wo bislang nur die sehbehinderte Souffleuse Lisa Leise (Julia Petzold) für unfreiwillige Verwirrung zuständig war, entsteht immer mehr Chaos, das in einem Desaster zu enden droht. Denn nicht nur Big Bens Klang, aristokratische Gepflogenheiten und schier endlose englische Titel erschweren die Vorbereitung: Zudem werden die Proben von einem Überfall auf die Wolfsteiner Volksbank überschattet, samt Ringfahndung der Polizei nach Übeltäter Klunker-Kurt. Polizistin Karina Knolle (Melanie Henn), die nicht nur für die Kostüme sorgt, sondern als Nichte der Gräfin Trudel Trugschluss (Manuela Gaß) ihren Auftritt haben soll, wittert im Chaos erst spät das doppelte Spiel eines Anwesenden. Wird nun nur die englische Gräfin im Stück ihr Leben lassen, oder droht der gesamten Truppe im „echten Leben“ mehr Gefahr von einem Kriminellen als von der wackeligen provisorischen Bühnenkonstruktion? Geprobt hatten die acht Schauspieler des Heimat- und Kulturvereins erst seit Januar zweimal wöchentlich. Dennoch wurden die Souffleusen nicht benötigt, und die Laiendarsteller überzeugten schon am Premierenabend mit überragender Mimik und Gestik und großer Spielfreude. Das bunt gemischte Publikum zollte der Gruppe mit Lachern und Szenenapplaus Respekt. Das Stück sei den Akteuren sehr entgegen gekommen – denn die Truppe im Stück sei ein wenig wie sie selbst, stellten einige Darsteller schmunzelnd fest, und die satirische Umsetzung der Hürden des Theaterspiels bereitete den Darstellern selbst Freude. (sbs) Info Für die Vorstellungen am kommenden Freitag und Samstag, 11. und 12. März, jeweils 20 Uhr, sind noch wenige Restkarten bei Familie Epp unter Telefon 06363 323928 erhältlich. Erwachsene zahlen sechs, Kinder vier Euro. (sbs)

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