Rheinpfalz Adäquate Förderung für Jungs

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Waldmohr. Vor allem in den Bereichen Erziehung und Bildung in der Kindertagesstätte, der Schule und im Bereich der Sozialarbeit mangelt es an männlichen Fachkräften und Ansprechpartnern. Der Jungen-Zukunftstag („Boys Day“) der heute bundesweit stattfindet, soll den Jugendlichen eine Hilfe bei der Berufsorientierung und der Lebensplanung sein. Was genau dahinter steckt und dass es in Waldmohr noch mehr Angebote für heranwachsende Jungs gibt, hat Christoph Koch, der Leiter des Jugendhauses Waldmohr, im Interview mit Mitarbeiter Tim Altschuck erklärt.

Heute ist also der bundesweite „Boys Day“. Was genau läuft bei Ihnen im Jugendhaus ab?

Die Jungs haben heute die Möglichkeit, sogenannte Frauenberufe kennenzulernen und interessante Informationen darüber zu erhalten. Gerade beim Thema „Kita-Erzieher“ können und sollen hier einige Vorurteile beiseite geräumt werden. Es gibt deshalb eine Exkursion in eine soziale Einrichtung, wie etwa einer Kindertagesstätte in Waldmohr oder auch der Sozialstation in Brücken. Ich selbst stelle den Beruf des Sozialarbeiters und Erziehers anhand der Arbeit hier im Jugendhaus dar. Das heißt, es gibt im Jugendhaus Waldmohr noch mehrere solcher Angebote. Richtig. Wir haben unter anderem auch noch das Projekt „Sozial engagierte Jungs“. Es hat zum Ziel, Jungen aus den Klassenstufen acht bis zehn zu Praktika im sozialen Bereich zu bewegen. Etwa in der Kindertagesstätte oder bei der Nachmittagsbetreuung in Schulen. Wie läuft diese Tätigkeit dann ab? Die Jungs gehen ein-, zweimal die Woche für etwa vier Stunden in solche Institutionen und arbeiten dort mit. Zum einen dient dies der beruflichen Orientierung. Sozialarbeit ist sehr spannend, man hat eine breite Palette an Tätigkeiten. Zum anderen werden sie auch begleitet und haben die Möglichkeit, selbst zu reflektieren, was ihnen gefallen hat, was sie schon gut können, und was noch ausgearbeitet werden kann. Der „Boys Day“ ist also eigentlich nur ein Baustein in einem größeren Konzept? Genau, neben den „Sozial engagierten Jungs“ bieten wir auch erlebnispädagogische Veranstaltungen an. Wir waren zum Beispiel schon Fallschirmspringen, haben Draisinen- oder Trekkingtouren angeboten. Da geht es auch um elementare Naturerfahrungen: Wo liegen meine persönlichen Grenzen? Wie weit kann ich gehen? Und womit hängt all das zusammen, dass es diese Jungenprojekte gibt? Aktuelle Studien belegen, dass Mädchen seit Jahren bessere Noten, Schulabschlüsse und inzwischen auch die besseren Hochschulabschlüsse haben. Bei den Jungen muss also mehr für eine gezielte Förderung getan werden – gerade bei Jungen, die in weniger guten Verhältnissen aufwachsen. Frauen sind inzwischen sehr gut vernetzt und können auch auf viele Projekte zurückgreifen. Das ist auch gut und richtig so. Aber: Mittlerweile brauchen auch Jungen dringend eine adäquate Förderung. Bekommt ein Jugendlicher eigentlich eine Art Zeugnis, wenn er an den Projekten teilnimmt? Bei den „Sozial engagierten Jungs“ gibt es nach der erfolgreichen Teilnahme – also der Arbeit in der Nachmittagsbetreuung einer Schule oder in einer Kita – ein Zertifikat vom Land Rheinland-Pfalz, und die Schule und die Jugendpflege stellen ein Zeugnisbeiblatt aus. Das bringt einerseits bessere Chancen für spätere Bewerbungen und andererseits ist das ja auch gut fürs Selbstvertrauen der Jungen. Das alles hört sich jedenfalls interessant an... Ich hoffe nur, dass diese wichtige Arbeit weitergehen kann und dass wir auch künftig solche Projekte – natürlich auch für Mädchen – durchführen können.

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