Kaiserslautern Von Bach bis Broadway

Stilistisch breit aufgestellt: das Orchester des Pfalztheaters, abgelichtet im oberen Foyer des Musentempels.
Stilistisch breit aufgestellt: das Orchester des Pfalztheaters, abgelichtet im oberen Foyer des Musentempels.

Während das Pfalztheater schon 1862 die ersten Aufführungen über seine Bühne brachte, ist ein professioneller Klangkörper für die Mitgestaltung von Opern- und Operettenaufführungen erst 1887 dokumentiert. Der zweite Serienteil über die in der Barbarossastadt bei den städtischen Reihen zu hörenden regionalen Orchester widmet sich dem Pfalztheater-Orchester.

Zunächst spielten die Musiker ohne feste Gage. Sie wurden stattdessen als Genossenschaftsorchester an den Einnahmen beteiligt. Später kamen städtische Zuschüsse zur Finanzierung eines „Stadt- und Theaterorchesters Kaiserslautern“ hinzu. Erst 1922 wurden Theater und Orchester institutionell miteinander verbunden. Es folgte nach den Quellen eine Blütezeit mit großen Opernproduktionen und Konzerten. In den 1930er Jahren ging das städtische Theater mit Orchester in der Pfalzoper auf, die von Kaiserslautern und weiteren sieben Städten getragen wurde. Durch einen Bombenangriff verlor das Theater seine Spielstätte und fand erst im Lichtspieltheater Capitol, dann im Filmpalast am Fackelrondell eine provisorische Heimat, die bis zum Neubau des seit 1995 bezogenen Pfalztheaters dauern sollte. Das lange „Provisorium“ behinderte vor allem den Orchesterbetrieb durch die Enge des Orchestergrabens, der sprichwörtlich als Mausefalle galt. 1968 ging das Theater in die Trägerschaft des Bezirksverbandes über. Seit 1974 spielt das Orchester im Rahmen der Sinfoniekonzerte der Fruchthalle und bietet im Theater auch eine eigene Kammer- und Sinfoniekonzertreihe an. Seit 2006 fungiert Uwe Sandner als Generalmusikdirektor, unterstützt vom Kapellmeister Rodrigo Tomillo. Im Gegensatz zu den Sinfonie- und Rundfunkorchestern, ist das Orchester des Pfalztheaters nicht nur auf sinfonisch-konzertante Musik spezialisiert, sondern stilistisch durch die Mitwirkung bei sämtlichen Produktionen des Musiktheaters wie Oper, Operette, Musical, Ballett breiter aufgestellt. Während die Konzertorchester nach einem Einstufungstarifvertrag eingruppiert sind oder ein eigener Haustarifvertrag (etwa für die Berliner und Münchner Philharmoniker) ausgehandelt wurde, erfolgt die Klassifikation der Theaterorchester nach Planstellen, was auch als „Kopfstärkeschema“ bezeichnet wird. Grundsätzlich gibt es A-, B- und C-Orchester, wobei C-Orchester ohne Erfüllung der Bedingungen für C als D-Orchester geführt werden. Das Orchester des Pfalztheaters ist mit 67 Planstellen in B eingruppiert. Ab 87 Planstellen erfolgt die Klassifikation nach A, was höhere Besoldung zur Folge hat. Zusätzlich können sogenannte Fußnoten gesonderte Zuschläge zur Folge haben. Der Tarifvertrag für Kulturorchester (TVK) regelt nicht nur die Vergütung, sondern auch die Arbeitsbedingungen. Das Besondere des Pfalztheaterorchesters besteht nun nicht nur in der Vielseitigkeit der Aufgaben, sondern durch den parallelen Gastspielbetrieb ergänzend zur hauseigenen Spielstätte auch in der Anpassung an dortige Gegebenheiten. Der im Vergleich zu anderen, größeren Theaterorchestern wie Münchner Staatsopernorchester benachteiligte Stellenplan (dort 144) wird bei monumentalen Aufführungen durch einen Pool von Aushilfen kompensiert, so Sandner in einer RHEINPFALZ-Gesprächsrunde mit Repräsentanten des Pfalztheaters. Dies gilt auch für die Konzertreihen, wenn etwa Mahler oder Richard Strauss auf dem Programm stehen, wofür beispielsweise die Bamberger Symphoniker 113 Planstellen zur Verfügung haben und entsprechend mit den Dienstplänen disponieren können. Sandner und Intendant Urs Häberli versuchen schon bei der Konzeption des Spielplans die Situation des Orchesters zu berücksichtigen, indem sie beispielsweise nach einer Wagner-Oper wie „Tristan“ mit hoher Belastung ein Musical mit Rockband-Beteiligung terminieren. Während sich das Führungsteam einerseits mit den Gegebenheiten arrangiert hat, räumt es andererseits ein, dass das Halten von Quantität und Qualität durch gedeckelte Haushalte bei gleichzeitig steigenden Tariferhöhungen und weiteren Kostenfaktoren absehbar bedroht sei. Sandner befürwortet in diesem Zusammenhang ein Kulturfördergesetz, das Planungssicherheit bringe. Kaufmännische Direktorin Stefanie Niedermeier räumt ein, dass man in den Besetzungslisten seit Jahren bei Streichern (Violinen) und Bläsern (Flöte, Klarinette, Horn) mit N.N. angegebene und ursprünglich vorgesehene Stellen „temporär“ nicht besetze, um Kosten einzusparen. Das Orchester des Pfalztheaters spielt bei manchen Instrumentengruppen somit am Limit, ist im Vergleich zu anderen B-Orchestern wie Augsburg mit acht Bratschen (hier sechs) oder sechs Celli (hier fünf) schwächer besetzt, was verstärkt Aushilfen zur Folge hat, deren Integration schwieriger ist als ständig mitprobende „Hausmusiker“. Unbefriedigend ist die Situation bei den Celli, da die wichtige Soloposition mit zwei halben Stellen besetzt ist und eine, ursprünglich vorgesehene sechste Stelle nicht besetzt wird. Die Serie Der erste Teil der Serie „Leuchttürme der Kultur“ stellte am 2. Juni die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern (DRP) vor.

x