Rheinland-Pfalz Vor der Existenzfrage

«KAISERSLAUTERN/STANDENBÜHL.» Der Pferdezuchtverband Rheinland-Pfalz-Saar (PRPS), der seinen Sitz im Pferdezentrum Standenbühl (Donnersbergkreis) hat, steckt in einer existenziellen Krise. Die langjährigen Mitarbeiter der Geschäftsstelle haben gekündigt und sind gegangen, Mitglieder kündigten und wechselten den Zuchtverband, zwei Vorstandsmitglieder legten ihre Ämter nieder. Zur Bewältigung der Krise setzt der Vorstand auf Geschlossenheit.

Hat der Ende 2016 noch 1500 Mitglieder zählende Zuchtverband eine Zukunft und wenn ja, welche? Darum ging es bei den vier Informationsveranstaltungen, zu denen der Vorstand nach Kurtscheid, Trier, Zweibrücken und Kaiserslautern eingeladen hatte. „Wenn 80 bis 90 Prozent der Mitglieder unseren Weg mitgehen, dann haben wir eine Zukunft“, sagte Bernd Eisenmenger, der stellvertretende PRPS-Vorsitzende, am Dienstag in Zweibrücken. Der gemeinsame Weg heißt Bewahrung der Selbstständigkeit. Diese Geschlossenheit zu erreichen, könnte schwierig werden, denn durch die Züchterschaft verlaufen mehrere Risse, die bei den Informationsabenden in der Westpfalz deutlich sichtbar wurden. Reitpferde- und Ponyzüchter stehen sich nach wie vor gegenüber, ein Teil der Züchter fordert eine Festlegung auf den Standort Landgestüt Zweibrücken – die Pferdezüchter sind dort an der Betreibergesellschaft beteiligt –, der andere Teil will das Pferdezentrum Standenbühl – das den Züchtern gehört – bewahren und mit mehr Leben füllen. Seit Beginn des Jahres verhandelte die Verbandsführung mit benachbarten Zuchtverbänden über Fusionen oder Kooperationen. Der PRPS ist der kleinste deutsche Zuchtverband, die Pferdezucht ist rückläufig, es besteht Handlungsbedarf. Gespräche mit dem hessischen Zuchtverband zerschlugen sich, weil die Hessen ein reiner Ponyverband sind, die PRPS-Reitpferdezüchter aber nicht aufnehmen wollten. Eine Spaltung des PRPS wäre die Folge gewesen. „Die Gespräche haben nicht zu einem Ziel geführt, das alle unsere Mitglieder zufrieden stellt“, bemerkte der PRPS-Vorsitzende Karl-Heinz Bange. 60 Prozent der PRPSler züchten Reitpferde. Nach den Mitglieder-, Abteilungs- und Delegiertenversammlungen des Verbandes habe sich im Frühjahr der Wunsch nach dem Erhalt der Selbstständigkeit abgezeichnet. Kurz darauf verschärfte sich die Situation, als zunächst ein langjähriger Mitarbeiter zum 15. Mai kündigte und zum westfälischen Zuchtverband wechselte. Nahezu zeitgleich kündigten die US-Amerikaner von Rheinland-Pfalz-Saar international ihre Mitgliedschaft und schlossen sich dem Westfalen-Verband an. Zum 15. Juni verließen zwei weitere Mitarbeiterinnen die Geschäftsstelle in Standen-bühl, wo Zuchtleiter und Geschäftsführer Hans-Willy Kusserow plötzlich alleine war. Der wiederum hat mittlerweile angekündigt, die Geschäftsführung zum Jahresende abgeben zu wollen. Bei der Versammlung in Kaiserslautern hieß es, dass die Mitarbeiter nicht mehr mit der Verbandsführung hätten zusammenarbeiten können. Durch Gespräche mit dem Pferdezuchtverband Baden-Württemberg konnte die Personalnot auf der Geschäftsstelle kurzfristig gelöst werden. Der Verband stellte eine neue Mitarbeiterin ein, verpflichtete für ein halbes Jahr einen Fachmann für die Zuchtbücher und kann auf eine Bürofachkraft der Landwirtschaftskammer zurückgreifen. Eine weitere Kooperation mit den Baden-Württembergern – über das Erstellen der Pferdepässe hinaus – sei vorstellbar. Ein konkretes Konzept für die Zukunft des Verbandes, der im August sein 40-jähriges Bestehen feiert, konnte der Vorstand nicht präsentieren. „Unser Haus PRPS brennt. Wir sind dabei, das Feuer einzudämmen“, sagte Eisenmenger am Mittwoch in Kaiserslautern. Kommentar

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