Rheinland-Pfalz Trockenheit stresst auch Reben

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Dringend Wasser braucht diese Jungrebe. Die Bodenbegrünung ist schon verdorrt.

NEUSTADT. Das warme Sommerwetter hat die Pfälzer Trauben rasch heranwachsen lassen. In vielen Weinbergen sind sie in ihrer Entwicklung schon sehr weit voran. Doch inzwischen zeigen immer mehr Reben Zeichen von Trockenstress.

"Vor allem junge Rebstöcke leiden zunehmend unter dem Wassermangel“, sagte gestern Jürgen Oberhofer, Leiter der Gruppe Weinbau am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz. Als Reaktionen seien bei Jungreben teils schon Wachstumsstopp oder das Abwerfen von Triebspitzen zu beobachten, in älteren Anlagen stagniere die Größenzunahme der Beeren. Stärker betroffene Weinberge sollten daher, „sofern technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll“, jetzt bewässert werden, empfehlen die Fachleute vom DLR. Bis auf „die Ränder im Süden um Schweigen und im Norden im Zellertal“ sei das Weinbaugebiet Pfalz in den letzten Wochen von Niederschlägen weitgehend ausgespart geblieben. In Neustadt, das am wenigsten von den recht ungleichmäßig verteilten Regenfällen abbekam, gab es seit Jahresbeginn bis Ende Juni mit 142 Milliliter pro Quadratmeter sogar nur halb so viel Niederschlag wie im langjährigen Durchschnitt, verdeutlichte Oberhofer die Situation an Zahlen. Nun besteht angesichts der erneuten Hitze zudem Sonnenbrandgefahr. Denn so wärmeliebend Reben auch sind – zu viel sengend heiße Strahlen bekommen den im derzeitigen Stadium in dieser Hinsicht empfindlichen Trauben nicht. Bisher aber hängen sie in von Frostschäden verschont gebliebenen Anlagen im Allgemeinen gut da, präsentieren sich laut Oberhofer in „hervorragendem Gesundheitszustand“. Die Blüte – die Anfang Juni und somit früh begann – war dank guten Wetters „allgemein sehr zügig“ verlaufen, wie der Experte berichtet. Danach hätten sich die Trauben aufgrund der Wärme zunächst sehr rasch weiterentwickelt: „Die Stadien bis zum Traubenschluss wurden im Eiltempo durchlaufen.“ Doch inzwischen bremse der Wassermangel „den Turbo etwas ab“. Zurzeit hätten die Reben im Vergleich zum 30-jährigen Mittel immer noch einen Entwicklungsvorsprung von rund einer Woche. Es wird daher mit einem frühen Beginn der Weinlese gerechnet – für früh reife Hauptsorten wie Müller-Thurgau eventuell schon einige Tage vor Mitte September. Was den Ertrag anbelangt, gehen die Fachleute vom DLR derzeit davon aus, dass die Erntemenge insgesamt unterdurchschnittlich ausfallen wird. Zu den Gründen dafür zählen vor allem die Spätfrostfolgen. Die nächtlichen Minusgrade im April hatten in einem Teil der Pfälzer Weinberge zu starken, in Einzelfällen sogar verheerenden Schädigungen geführt. Allerdings stehen Oberhofer zufolge bisher die Chancen gut, dass der Jahrgang 2017 „qualitativ hochwertig“ wird. 

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