Rheinland-Pfalz Erste Hilfe-Kasten für die Akten

Auch der durchschnittliche deutsche Mann wäre entzückt vom Inhalt der vier Notfallboxen. Fast alles, was er darin findet, führt jeder Baumarkt im Sortiment: Gummistiefel zum Beispiel oder der Werkzeugkasten mit Rohrzange und Schlüsselsatz zum Stoppen eines Wasserrohrbruchs, Schwämme zum Aufnehmen des Wassers, Folien zum Einwickeln durchnässter Dokumente, eine Kabeltrommel für die Notbeleuchtung und so weiter. Die vier Erste-Hilfe-Kästen enthalten Werkzeug und Material, mit deren Hilfe Archivalien vor eindringendem Wasser und sonstiger Unbill gerettet werden können. Seit gestern stehen sie den Mitarbeitern des Landtagsarchivs zur Verfügung. Einen schlappen Tausender hat sich die Landtagsverwaltung Boxen samt Inhalt kosten lassen und folgt damit dem Beispiel anderer Archive und Bibliotheken im Land. „Wir sind gut vorbereitet, falls mal ein Unglück passieren sollte“, frohlockte Landtags-Präsident Hendrik Hering (SPD). Es ist viel Unersetzliches, was sich im Laufe von sechs Jahrzehnten in den Archivräumen des Parlaments angesammelt hat: uralte Gesetzesblätter aus Hessen-Nassau oder dem Königreich Bayern, zu dem früher die Pfalz gehörte, und die gedruckten Sitzungsprotokolle der Nationalversammlung 1848 in der Frankfurter Paulskirche. Die Redeprotokolle des Mainzer Landtags sind hingegen weniger wertvoll, weil sie vervielfältigt und auch anderen Bibliotheken und Archiven zur Verfügung gestellt worden sind. Anders sieht es mit den Akten des Landtags aus. Archivleiterin Monika Storm schätzt den Umfang auf 20 Millionen Seiten, erst zwei Millionen Seiten davon seien digitalisiert. Vom Eifer des Landtags zeugen auch die eingelagerten Original-Ausfertigungen aller bisher beschlossenen Gesetze. Auf etwa 2500 schätzen Experten deren Anzahl von 1947 bis heute. Die Originalfassung der Landesverfassung, auf die die Ministerpräsidenten ihren Amtseid schwören, liegt übrigens nicht im Landtagsarchiv – sondern in einem Tresor. Gefahren für die kostbaren Archivalien kommen schneller, als man denkt, sagte Monika Storm: Im Sommer 2000 verstopfte der Kadaver einer Taube eine Dachrinne. Regenwasser drang in die darunterliegenden Räume des Landtagsarchivs ein. Der Schaden blieb aber auch ohne Notfallboxen gering.