Pfalz Bornheim: Pfälzer "Antennen-Storch" lässt Afrikaner staunen

Die eine Störchin fliegt quer durch Westafrika bis zum Nigerfluss, ihre Schwester überwintert lieber auf einer Müllkippe in Nordspanien: Nach den spannenden Erkenntnissen des ersten Jahres werden auch in diesem Sommer zwei Dutzend Pfälzer Jungstörche mit Sendern ausgerüstet.

Die mit Sonnenenergie betriebenen Geräte sollen möglichst täglich Daten über die Reise des Adebar-Nachwuchses in die südlichen Winterquartiere übermitteln. Die erste Generation der pfälzischen und rheinhessischen „Senderstörche“ verzeichnete allerdings ungewöhnlich viele Todesfälle: Nur bei zwei (Felix und Odysseus) der 26 im vergangenen Sommer mit Rucksacksendern ausgerüsteten Tiere ist sicher, dass sie noch leben, informiert Christiane Hilsendegen vom Bornheimer Storchenzentrum. Von zwei weiteren Vögeln – Jessica und Adios – sind seit Wochen keine Signale mehr eingetroffen, ihr Schicksal ist daher ungewiss.Diese Verlustrate ist im Vergleich zu ähnlichen Projekten in Deutschland ungewöhnlich hoch. Die huckepack getragenen, 50 Gramm leichten Minisender sind aber nur in einem Fall für den Tod eines Vogels verantwortlich: Vermutlich war sein Gerät verrutscht. „Geradezu erschreckend“ ist laut Hilsendegen der hohe Anteil von Störchen, die durch Stromschlag verendeten: Allein neun der 26 Vögel starben so an Masten oder Leitungen. Von den 22 mit Sicherheit verstorbenen Tieren konnten bisher 18 Sender unter zum Teil abenteuerlichen Umständen für einen erneuten Einsatz geborgen werden. So hatte ein Dorfbewohner aus dem westafrikanischen Niger-Binnendelta den aus der Südpfalz stammenden Storchen Borni geschossen. Als der Mann seine Jagdbeute näher in Augenschein nahm, lösten Sender und Antenne auf dem Rücken des Tieres großes Erstaunen aus: „Es war das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe.“ Der Mann beriet sich mit der Familie und dem Dorfvorsteher und entschied, das Gerät erst einmal aufzubewahren. Früher oder später würde bestimmt jemand kommen und danach suchen. Und tatsächlich: Die Vogelwarte Radolfzell als Partner der Aktion Pfalzstorch schaltete in Mali einheimische Ranger der Umwelt-Organisation „Wetlands International“ ein. Die konnten dank der GPS-Daten des Senders den „Tatort“ ausfindig machen. So erfuhren die beeindruckten Dorfbewohner, dass der Storch den weiten Weg aus der Pfalz über Frankreich, Spanien und Marokko bis zu ihnen geflogen war und welchen Zweck das Ding auf seinem Rücken erfüllte. Im Gegenzug erklärte der Jäger, dass es immer schwieriger werde, genügend Fische im Niger zu fangen, weshalb die Menschen auch Vögel jagen. Er bevorzuge aber Gänse. Wissenschaftler beobachten seit langem, dass die Feuchtgebiete im Niger-Binnendelta als Folge der Erderwärmung zunehmend unter Trockenheit leiden. Die Reise der „Senderstörche“ hat auch Silvia Moch aufmerksam verfolgt. Nach dem Abi hat sie im vergangenen Spätsommer ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) bei der Aktion Pfalzstorch in Bornheim bei Landau begonnen. Diese Zeit sei eine „tolle Möglichkeit gewesen, nach der Schule praktische Erfahrungen zu sammeln und neue Menschen kennenzulernen“. Sie habe nicht nur viel über die Störche und deren Pflege, sondern auch über Abläufe in Verwaltung und Organisation und über den Umgang mit Besuchergruppen gelernt. Ihr Fazit: „Ein FÖJ kann ich jedem empfehlen, der nach der Schule vielleicht noch nicht weiß, wie es weitergehen soll.“ Wer Interesse an einem FÖJ in Bornheim hat, kann sich melden unter storchenzentrum@pfalzstorch.de. (jüm)

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