Rheinpfalz Teamspieler mit Überblick gefragt

Die Auswahl an Ausbildungsberufen – auch in der Pfalz – ist sehr groß. Die Serie Beruf mit Zukunft gibt einmal pro Monat Einblicke in einige dieser Berufsbilder: Auszubildende berichten dabei aus der täglichen Praxis. Im Vordergrund stehen relativ neue Berufsbilder, solche, deren Tätigkeitsfeld und Name mehrfach geändert wurden, sowie eher außergewöhnliche Berufe.

„Es ist eine körperlich anstrengende Arbeit und man braucht dazu eine Menge Teamfähigkeit. Einzelspieler kommen nicht weit“, sagt Ausbildungsleiter Mathias Haas vom technischen Großhändler Rala in Ludwigshafen. Immerhin müssen die angehenden Fachkräfte für Lagerlogistik den Überblick über rund 15.000 Einzelteile behalten und dabei jeweils die richtigen Stücke für das Zusenden zum Kunden auswählen und zusammenstellen. Christoph Selinger aus Ludwigshafen und Valentin Schlosser aus Schifferstadt können das. Nach zwei Lehrjahren haben sie den Überblick. In wenigen Schritten haben sie die Sendung für einen Auftrag zusammen, verpackt und versandfertig. „Ich habe nach der Realschule einiges ausprobiert“, sagt der 18-jährige Christopher Selinger. Ein Praktikum in einem Krankenhaus war ebenso dabei, wie ein kurzer Versuch als Gas-/Wasserinstallateur. „Aber ich brauche die körperliche Arbeit und in der Logistik hat es mir deshalb gleich gefallen.“ Sein Kollege ist der gleichen Ansicht: „Ein Bürojob wäre nichts für mich gewesen.“ In Windeseile füllen beide Auszubildenden den „Container“, der auf dem Rollband ankommt, befüllt und nach einem Scan an der Weiche in die richtige Richtung dirigiert wird. „Von Schuhen bis zu Kleinteilen ist da alles dabei. Am Tag arbeitet man dabei etwa 20 bis 30 Aufträge ab“, sagt Schlosser. Alle vier Monate rotieren die Auszubildenden dabei durch die drei Fachbereiche ihres Ausbildungsberufes: Wareneingang, Lagerhaltung und Warenausgang. „Und in jedem Bereich ist dabei jeweils ein Auszubildender aus dem ersten Lehrjahr dabei“, sagt Mathias Haas. „Das ist gut, wenn man als neuer Auszubildender das erste Mal in einen neuen Bereich kommt“, freut sich der mittlerweile erfahrenere Selinger über die Hilfestellung. Der Touchscreen-Bildschirm und die Scan-Pistole sind dabei die wichtigsten Arbeitsgeräte. „Wir arbeiten hier beleglos, aber das ist für die jungen Leute heute ja kein Problem mehr“, lacht Haas. Sprachkenntnisse in Wort und Schrift sind dafür wichtig. „Man muss sich schließlich mit den Kollegen verständigen können.“ Naturwissenschaftliche Fächer wie Biologie, Chemie oder auch Mathematik seien hingegen für die praktische Arbeit weniger wichtig. „Am liebsten ist es uns, wenn die Bewerber hier ein paar Tage zur Probe arbeiten. Dabei kann sich niemand verstecken“, sagt Haas in seiner Funktion als Stellvertretender Leiter der Rala-Logistik in Ludwigshafen. „Wir sind die Dienstleister im eigenen Haus. Wir setzen das um, was der Vertrieb an uns heranträgt. Dafür muss man Herzblut entwickeln“, so Haas. Die beiden Auszubildenden haben diesen Gedanken mittlerweile längst verinnerlicht: „Wenn die Bestellung bis 14 Uhr bei uns ist, dann ist sie am nächsten Tag auch beim Kunden. Bundesweit und europaweit zumindest in den Nachbarländern“, ergänzt Valentin Schlosser. Dabei habe sich das Berufsbild in der Vergangenheit gleich mehrfachgewandelt. „Heute kommt die Ware zum Mann“, beschreibt Haas den größten Unterschied, den er selbst als Auszubildender noch direkt miterlebt hatte. „Zu meiner Zeit war das umgekehrt.“ Doch die Zusammenstellung des „Warenkorbes“ sei nach wie vor Handarbeit. „Das EDV-System unterstützt uns dabei nur.“ „Fachkräfte für Lagerlogistik sind nach wie vor sehr stark nachgefragt. Mit einer Weiterbildung kann man es dann zum Logistik-Meister bringen und Teamleiter werden. Man übernimmt damit Verantwortung“, sagt Haas. Eine große Verantwortung. „Wir sind die letzte Instanz, bevor der Kunde die Ware in die Hand bekommt.“ Ein Anreiz auch für die aktuellen Auszubildenden. „Ich will jetzt in zwei Jahren aber erst einmal meinen Fachlagerist machen“, so Valentin Schlosser. Fernziel sei es allerdings, irgendwann einmal Lagerleiter zu werden. Die Aussichten darauf sind gar nicht schlecht. „Wir legen Wert darauf, dass die Führungspositionen mit eigenen Leuten besetzt werden. Die ganze Arbeit im Lager ist schließlich Teamarbeit, und es stärkt das Team, wenn die Führung aus ihm selbst herauskommt.“ Etwas Glück gehöre beim Erklimmen der Karriereleiter natürlich immer dazu. „Aber gerade in der Logistik kann so etwas ganz schnell gehen.“

x