Rheinpfalz Kommentar: G6 plus Rumpelstilzchen

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Die Welt unterm Arm hält Donald Trump auf diesem Bild, das Demonstranten am Rande des G7-Gipfels zeigten.

Das war kein G7-Gipfel, das war ein G6-Gipfel plus rücksichtslosem Rumpelstilzchen. Donald Trump hat bewiesen, dass er Handels-, Außen- und Umweltpolitik nur unter einem Vorzeichen sieht: nationale Gewinnmaximierung. Waffendeals mit Saudi-Arabien sind gut. BMWs auf Amerikas Straßen sind „schlecht, sehr schlecht“. Klimaziele und Flüchtlingsschutz machen Amerika nicht „great again“. Schlecht, sehr schlecht – oder, wie die Kanzlerin es in Merkel-Manier formulierte: „sehr unzufriedenstellend“. Sicher, es hat schon früher Streit mit den USA gegeben, beim Klima sowieso und bei der Invasion des Irak erst recht. Manches an Trumps Äußerungen ist auch ernsthafte Debatten wert – über den deutschen Exportüberschuss meckern viele. Doch die Lehre aus Taormina und den Tagen davor ist grundsätzlicher: Die Wertegemeinschaft des Westens ist für diesen Präsidenten Tinnef. Die Nato behandelt er wie einen Sparverein, die Partnerstaaten wie Tochtergesellschaften des US-Konzerns ohne Stimmrecht. Die G7 waren einmal der Klub der wichtigsten Industriestaaten – das sind sie, ohne China und Russland, schon lange nicht mehr. Dann verstanden sie sich als Klub einer freiheitsbetonten Idee von Zusammenarbeit und Verantwortung. Davon bleibt, solange Trump regiert, wohl auch nicht viel. Der große Bruder Amerika richtet nichts mehr – nie war die Aufgabe dringlicher, die Europäische Union wieder handlungsfähig zu machen. Die Welt wird uns Europäer nicht in Ruhe lassen, das sehen wir an der Finanzkrise, an der Ukrainekrise, an den Flüchtlingen, am dschihadistischen Terror, der auch auf unserem Boden Opfer fordert. Europa braucht deshalb Einfluss in der Welt: als politische Macht, als friedensstiftende Macht, als Handelsmacht. Dazu müssen die Europäer erst einmal ihr eigenes Haus in Ordnung bringen, ihre Streitigkeiten beilegen, aus der Verwaltung von Krisen wieder echten Willen zur Veränderung machen. Mit dem neuen französischen Präsidenten stehen die Chancen dazu gar nicht schlecht. Um in Kürzeln zu sprechen (wir denken schon an die künftige EU ohne Großbritannien): Wenn E27 stark ist, kann G7 vielleicht wiederbelebt werden.

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