Wissen Riesiger Erdwall an der Grenze der Mongolei

Die Drohnenaufnahme zeigt eine rechteckige Erdformation in unmittelbarer Nähe zur Großen Mauer in China.
Die Drohnenaufnahme zeigt eine rechteckige Erdformation in unmittelbarer Nähe zur Großen Mauer in China.

Eine Studie wirft Licht auf einen großen, lange wenig beachteten Erdwall an der Grenze der Mongolei zu China. Er wurde wohl zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert angelegt. Doch zu welchem Zweck?

Ein internationales Forscherteam hat neue Erkenntnisse über das Hunderte Kilometer lange Bauwerk gesammelt. Die Gruppe um Gideon Shelach-Lavi von der Hebrew University in Jerusalem untersuchte einen 405 Kilometer langen Abschnitt und nannte ihn wegen dessen Form „Mongolian Arc“ (mongolischer Bogen). Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Journal of Field Archaeology.

Die Ergebnisse legen laut den Forscherinnen und Forschern nahe, dass die Mauer wohl in Eile während der Jin-Dynastie als Schutz vor einfallenden Mongolen gebaut wurde. Demnach sei sie Teil eines Systems aus mehreren langen Mauern aus der Zeit des 11. bis 13. Jahrhundert gewesen.

Der fast vergessene Erdwall erstreckt sich rund 1660 Kilometer von Nordchina über die östliche Mongolei entlang der Grenze bis in die Innere Mongolei, einer autonomen Provinz in China. „Mit der berühmten Großen Mauer in China, die aus mehreren Abschnitten besteht und jährlich Millionen von Touristen anlockt, ist der mongolische Bogen aber nicht zu vergleichen“, stellt das Team aus Jerusalem fest.

Rätselhafte Erdformationen

Auffällig sei, dass der heute noch ein bis 1,5 Meter hohe Wall Lücken mit einem Abstand von bis zu 17,9 Kilometern aufwies. Teils sei ersichtlich, dass die Mauer an den Stellen einfach nie weitergebaut wurde. Dies stütze die These, dass die Mauer hastig errichtet wurde. Noch mehr Rätsel gaben den Wissenschaftlern 34 rechteckige Erdformationen in unmittelbarer Nähe zur Mauer auf, die von Gräben und Erdwällen umgeben waren.

„Der Zweck dieser Erdformationen ist unklar. Weil sie aus militärischer Sicht aber ungünstig in flachen Gebieten lagen, vermuten wir, dass diese Bauten nicht als Verteidigungsanlagen dienten. Die Menschen könnten sie damals zum Eintreiben von Zöllen oder zur Überwachung von Nomaden genutzt haben“, erläutert Shelach-Lavi. Sollten die Formationen dennoch zur Abwehr gebaut worden sein, könnte dies damit zu tun gehabt haben, dass es an diesen Stellen einfacher war, brauchbare Erde zum Bauen zu finden, meinen die Forscher.

Bislang hätten sich nur wenige Studien mit diesem Erdwall beschäftigt. Die Wissenschaftler sehen ihre Ergebnisse deshalb zunächst als Annahmen, die in Zukunft noch geprüft werden müssen. Weitere Forschung vor Ort und Ausgrabungen seien bereits in Planung.

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