Wirtschaft Viel Fantasie bei Kontogebühren

Wer mehr als 60 Euro im Jahr an Kontoführungsgebühren bezahlt, sollte das Kontomodell oder die Bank wechseln. Das rät die Stiftung Warentest, die für die September-Ausgabe der Zeitschrift „Finanztest“ 231 Gehalts- und Girokonten von 104 Banken prüften. Dabei fanden sie noch 23 Kontomodelle, die komplett kostenfrei sind.

Fast 250 Euro an Kontogebühren pro Jahr: In einem gestern veröffentlichten Preisvergleich der Stiftung Warentest hat die Bremische Volksbank den Vogel abgeschossen. Genau 249,20 Euro müsste laut den in der Zeitschrift „Finanztest“ veröffentlichten Ergebnissen ein Kunde zahlen, der das Kontomodell Klassik der Bremer online nutzt. Bei diesem Kontomodell fällt neben der monatlichen Grundgebühr für jede Buchung ein Entgelt an – auch bei Transaktionen im Internet oder bei Kartenzahlungen. Die Bremische Volksbank bietet allerdings auch günstigere Kontomodelle an. Ähnliches gilt für die Kreissparkasse Kaiserslautern, deren Kontomodell Premium unter den getesteten Angeboten aus Rheinland-Pfalz das teuerste ist. Der von den Warentestern unterstellte Online-Nutzer käme auf eine Jahresgebühr von 191,40 Euro. Er könnte stattdessen aber auch das reine Online-Konto wählen, dass bei Eingang einer monatlichen Gehalts- oder Rentenzahlung kostenlos ist. Für Kunden der Frankfurter Volksbank, die ein Konto mit Einzelabrechnung haben, ist laut „Finanztest“ das Geldabheben nur während der Geschäftszeiten der Filiale kostenfrei. Das ist nach Angaben von „Finanztest“ zulässig, „aber alles andere als kundenfreundlich“. Erst kürzlich hatte der Bundesgerichtshof entschieden, dass auch Gebühren für eine SMS mit einer Tan berechnet werden dürfen. Das ist aber nur dann zulässig, wenn der Kunde mit dieser SMS-Tan anschließend einen Zahlungsauftrag erfolgreich abschließt. „Finanztest“ hat 23 „Gratiskonten ohne Wenn und Aber“ ermittelt. Darunter sind neun Direktbanken sowie 14 überregionale und regionale Filialbanken. Hinzu kommen 25 Konten, die unter bestimmten Bedingungen kostenlos sind – beispielsweise bei Eingang einer monatlichen Mindestsumme. Als „günstig“ stufen die Warentester alle Konten mit einer Jahresgebührensumme bis 60 Euro ein. Allerdings: Der Trend geht klar zu steigenden Gebühren. 2014 fanden die Tester – obwohl weniger Angebote geprüft wurden – noch 30 Gratiskonten ohne Bedingungen. Angesichts der niedrigen Zinsen sind viele Geldhäuser aber auf der Suche nach neuen Ertragsquellen. In einer im Juni veröffentlichten Erhebung der Unternehmensberatung Ernst & Young gab ein Drittel der 120 befragten Banken an, die Gebühren für Privatkunden in diesem Jahr angehoben zu haben oder Erhöhungen vorzubereiten. „Teilweise haben die Preiserhöhungen absurde Züge“, stellt die Stiftung Warentest fest. Als Beispiel nennt sie die Salzlandsparkasse in Sachsen-Anhalt, die einigen Kunden für Geldabhebungen am eigenen Automaten 50 Cent berechne. Dass eine ganze Reihe von Sparkassen und Volksbanken Gebühren fürs Geldabheben von den eigenen Kunden kassiert, war bereits im Frühjahr bekannt geworden – bei den meisten Instituten ist allerdings eine gewisse Anzahl von Abhebungen im Monat kostenlos. Kritik an dem „Gebührendschungel“ übten gestern die Grünen. Deren Bundestagsabgeordnete Nicole Maisch forderte: „Gängige Leistungen wie Abhebungen müssen wieder einheitlich durch die Kontoführungsgebühr abgedeckt sein.“ Kommentar

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