Wirtschaft Versicherungs-Tipp: Policen im Paket oft teuer und überflüssig

Sommer, Sonne, Strand (hier im brasilianischen Salvador de Bahia): So stellen sich viele Deutsche ihren Traumurlaub vor.
Sommer, Sonne, Strand (hier im brasilianischen Salvador de Bahia): So stellen sich viele Deutsche ihren Traumurlaub vor.

«Ludwigshafen.» Für jede Urlaubsreise lassen sich Versicherungen gegen Storno, Krankheit, Unfall und mehr dazu buchen. Experten raten aber zu Zurückhaltung: Pakete taugten mitunter nicht viel, Gratispolicen noch weniger.

Das Jahr ist noch jung – und Millionen Bundesbürger schmieden schon emsig Reisepläne für den Sommer. Viele buchen zum Urlaub gleich noch den vom Veranstalter angebotenen Versicherungsschutz gegen Risiken wie Krankheit, Unfall oder Gepäckverlust dazu. „Wer sich nicht genau anguckt, was die Versicherungen überhaupt anbieten, steht schnell im Regen, wenn es ernst wird“, warnt Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV). Mitgebuchter Reiseschutz entpuppe sich meist als mangelhaft, unnütz oder überteuert. Reisepolicen separat zu buchen sei günstiger und besser.

Ganze Versicherungspakete im Angebot

Viele Reisebüros, Hotels und Urlaubs-Internetportale bieten ihren Kunden gleich ganze Versicherungspakete an. Darin werden Auslandskrankenschutz und Rücktrittspolice mit anderen Produkten wie Unfall-, Gepäck- und auf die Ferien begrenzte Haftpflichtversicherungen kombiniert. Die zahlt der Kunde dann notgedrungen mit. Lediglich Reiserücktritts- und -abbruchtarife seien einzeln buchbar, fand die Stiftung Warentest bei einer Marktanalyse heraus. Wichtig: Die Vermittler bekommen Provision gezahlt. Der Kunde sollte auf der Hut sein, mahnt Michael Wortberg, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz. Denn er habe beim Buchen keine Vergleichsmöglichkeit. In der Regel stehe nur das Angebot eines einzigen Versicherers zur Auswahl. Auf die Qualität der Absicherung werde deswegen kaum geachtet, gibt auch Bianca Boss zu bedenken. „So manche Urlauber wissen gar nicht, was sie im Schnelldurchlauf kaufen.“

Verstoß gegen geltendes Recht

Auch der Bezahldienst Paypal mischt jetzt im Markt mit. Er bietet Mitgliedern, die eine Reise über ihn bezahlen, eine kostenfreie Reiserücktrittsversicherung bis zu einer Höhe von 300 Euro an. Auch wenn sie für lau ist: „Finger weg, das taugt überhaupt nichts“, warnt Expertin Boss. Der Versicherer Europ Assistance, der mit Papyal zusammenarbeitet, verstoße mit dem Produkt gegen geltendes Recht, denn er verlangt höhere Gewalt als Grund für den Rücktritt von einer Reise. „Der Kunde hat damit nicht mal im Ansatz eine Chance, dass der Versicherer tatsächlich leisten muss“, betont Boss. Der Bund der Versicherten hat den Paypal-Partner deswegen bereits abgemahnt. Ohnehin sei kritisches Prüfen angeraten, mahnen Verbraucherschützer: „Die Konditionen der Reiserücktritts-, Auslandskranken- und anderen Versicherungen sind oft nicht wirklich leistungsstark, wenn’s darauf ankommt“, gibt Wortberg zu bedenken. Wer Einzelpolicen direkt vom Versicherer kaufe, könne in Ruhe mehrere Anbieter vergleichen und die beste Lösung für sich herauspicken. Jahrespolicen seien zudem günstiger. Produkte wie etwa die private Haftpflicht taugten sowieso nicht zum Beimischen. „Sie ist wichtigste Versicherung überhaupt“, betont Boss. Wer schon einen Vertrag habe, sei damit auch im Ausland auf der sicheren Seite. Mit der privaten Unfallversicherung verhalte es sich ähnlich, so Wortberg. Wenn überhaupt, sei sie das ganze Jahr über sinnvoll, nicht nur in den Ferien. „Wer sich die Police leisten kann und will, sollte einen vernünftigen Einzelvertrag abschließen“, rät der Fachmann. Eine Gepäckversicherung sei grundsätzlich überflüssig. Denn im Falle eines Falles leiste sie so gut wie nie Ersatz – der vielen Vorbedingungen wegen.

Muss für Reisende: die Auslandsreise-Krankenversicherung

Als Muss für Reisende gilt die Auslandsreise-Krankenversicherung. Gesetzlich Versicherte benötigen sie fast immer zusätzlich, bei manchen Verträgen privat Krankenversicherter ist sie inbegriffen. Sie deckt Arzt- und Krankenhauskosten außerhalb der deutschen Grenzen ab. Aber Achtung: Im Ausland erfolgen ärztliche Leistungen meist nur gegen Cash. Oft ersetzt die Versicherung diese Beträge erst nachträglich. Je nach Notfall können leicht mehrere Tausend Euro Kosten auflaufen. Je teurer die Reise ist und je früher sie gebucht wird, desto sinnvoller kann eine Reiserücktrittspolice sein. Sie schützt vor hohen Stornokosten, etwa im Krankheitsfall. „Auch diese Versicherung sollten man lieber separat als Einzelvertrag direkt beim Versicherer abschließen, und zwar ohne Selbstbeteiligung“, rät Boss. Portale und Reisebüros bieten aber meist nur Policen mit Selbstbeteiligung – meist in Höhe von 20 Prozent der Stornokosten – an.

Rechtzeitiges Kündigen der Police

Ärgerlich ist es, wenn Kunden der Meinung sind, sie schlössen eine Einzelpolice für ihre aktuelle Reise ab – und im Folgejahr kommt dann eine neue Beitragsrechnung, weil sich der Vertrag automatisch verlängert hat. „Darüber beschweren sich ganz viele Urlauber“, berichtet Wortberg. Dagegen hilft nur rechtzeitiges Kündigen der Police – beispielsweise unmittelbar nach deren Abschluss. 

x