Wirtschaft Trumps ökonomische Mottenkiste

Mannheim

. Glaubt man ökonomischem Sachverstand, dann sind die wirtschaftspolitischen Vorstellungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump von vorvorgestern. Falls Trump überhaupt ein zusammenhängendes ökonomisches Weltbild besitzen sollte, so sieht es der Mannheimer Wirtschaftswissenschaftler und -professor Friedrich Heinemann, dann dürfte es sehr nahe bei den Sichtweisen des Merkantilismus liegen. Der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg und Leiter des Forschungsbereichs Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzen am Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sieht Trumps wirtschaftliches Weltbild damit der ökonomischen Mottenkiste entsprungen. Denn der Merkantilismus gehört zeitlich ins 16. bis 18. Jahrhundert. Wie Ökonom Heinemann in der jüngsten Ausgabe der Informationsschrift „ZEW news“ des Mannheimer Forschungszentrums erläutert, sei es auch den Merkantilisten darum gegangen, die heimische Industrie durch Zölle zu schützen, sowie durch Ausfuhren und Leistungsbilanzüberschüsse das inländische Vermögen zu mehren. Doch sei am Merkantilismus längst „entlarvt“, dass er weniger dabei helfe, den Wohlstand nachhaltig zu steigern. Er nutze vielmehr den geschützten inländischen Unternehmen. Deshalb finde Trump auch viele begeisterte Fans im US-Unternehmerlager. In einer Hinsicht, so Heinemann, unterscheide sich der „Neo-Merkantilist und Mauerbauer“ Trump aber „markant“ von den Merkantilisten: Die hätten nämlich alles getan, um Menschen aus anderen Ländern anzusiedeln, weil sie gewusst hätten, dass leistungsbereite Migranten für ein Gastland ein Gewinn seien. Die größte Gefahr Trumpscher Wirtschaftspolitik sieht Heinemann darin, dass eine aggressive US-Zollpolitik Vergeltungsmaßnahmen anderer Handelsnationen auslösen könnte. Trumps „völlige wirtschaftspolitische Unberechenbarkeit“ sei eine weitere Belastung für die Weltwirtschaft. Die an den Börsen verbreitete Hoffnung auf die positiven Wirkungen eines großen US-Konjunkturpaketes hält Heinemann für übertrieben. Denn wenn Trump jetzt die US-Konjunktur durch Steuerentlastungen und Investitionen anrege, dann geschehe das zur falschen Zeit. Die US-Wirtschaft laufe bereits rund und stehe an der Vollbeschäftigungsgrenze. Weitere Anregung würde die Inflation anheizen, zwänge die US-Notenbank Fed zu deutlichen Zinserhöhungen, was letztlich das Risiko größerer Schwankungen an den Weltfinanzmärkten erhöhen würde.

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