Wirtschaft Trump verschreckt Anleger

Der Deutsche Aktienindex (Dax) ist gestern erstmals seit August 2017 unter die Marke von 12.000 Zählern gefallen. Maßgeblichen Anteil dürften daran die von US-Präsident Trump am Donnerstag verkündeten Strafzölle auf Stahl und Aluminium haben.

Das Kursbarometer ging gestern Abend mit einem Minus von 2,27 Prozent bei 11.913,71 Punkten aus dem Handel. US-Präsident Donald Trump hatte mit seinen Strafzollplänen am Vorabend bereits die Wall Street erschüttert. Nach Handelseröffnung in Asien und Europa gingen die Kurse gestern weltweit auf Talfahrt. Die Angst vor einem Handelskrieg verschärfte die ohnehin große Anspannung an den Börsen. Spekulationen über Zinserhöhungen in den USA, die morgen bevorstehende Parlamentswahl in Italien und der laufende Mitgliederentscheid der SPD über eine Wiederauflage der Großen Koalition drücken schon seit Tagen die Stimmung. „Es ist ein ganzer Cocktail negativer Nachrichten“, sagte Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Dennoch warnen Klumpp und andere Analysten vor voreiligen Schlüssen. „Trumps aktuelle Entscheidung betrifft nur 2 Prozent der US-Importe“, sagt Timo Schwietering von der Metzler Bank. „Gefährlich würde es, wenn es zu Gegenmaßnahmen der Handelspartner kommt, die USA noch einmal nachlegen und so eine Sanktionsspirale entsteht – dabei würden letztlich alle verlieren.“ Dass es so weit komme, sei „überhaupt nicht gesagt – das ist im Moment eher eine diffuse Angst“. Ähnlich sieht es Tim Albrecht von der Fondsgesellschaft DWS. „Man muss sich fragen: Wie weit kann Trump noch gehen? Wenn er zu viele Importzölle erhebt, treibt das die Inflation in den USA.“ Anleger seien gut beraten, einen kühlen Kopf zu bewahren. Auch Schwietering meint: „Die konjunkturelle Lage ist sehr gut, und das in nahezu allen Weltregionen. Wir gehen davon aus, dass die Unternehmensgewinne in Europa und den USA 2018 zweistellig steigen werden.“ In Mitleidenschaft gezogen werden könnten durch die Strafzölle allerdings einzelne Branchen: zum einen Stahlproduzenten wie Thyssen-Krupp und Salzgitter. Sie müssen damit rechnen, in den USA künftig weniger Abnehmer zu finden, wenn in Europa produzierter Stahl durch Einfuhrzölle verteuert wird. Aber auch Branchen mit einem hohen Stahlverbrauch, allen voran die Autobauer, müssen infolge der Strafzölle Nachteile fürchten: „Für in den USA aktive Autohersteller dürften die Kosten steigen“, prognostiziert Albrecht. Alle großen deutschen Autobauer verfügen über Produktionsstandorte in den Vereinigten Staaten. LBBW-Analyst Klumpp erwartet nach dem jüngsten Kursrutsch eine Gegenbewegung: „Wir glauben nicht, dass dies der Beginn einer langen Talfahrt ist.“ Dagegen mahnt Markus Reinwand von der hessisch-thüringischen Landesbank Helaba zur Vorsicht: „Insgesamt scheint die Bereinigung an den Aktienmärkten noch nicht abgeschlossen zu sein.“

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