Wirtschaft Streit um Baustellen der Deutschen Bahn

In die Erneuerung ihres Schienennetzes will die Deutsche Bahn in diesem Jahr rund 7,5 Milliarden Euro investieren.
In die Erneuerung ihres Schienennetzes will die Deutsche Bahn in diesem Jahr rund 7,5 Milliarden Euro investieren.

«Berlin.» Mit Rekord-Investitionen will die Deutsche Bahn (DB) den Zustand ihres Schienennetzes verbessern. Doch die diversen Unternehmen, die auf dem DB-Netz unterwegs sind, murren immer lauter. Sie wollen weniger Vollsperrungen und mehr Mitsprache.

Verspätungen, Streckensperrungen, Ersatzverkehr mit Bussen: Die Bauoffensive der DB sorgt für viel Ärger. Mehrere Bahnunternehmen dringen auf Schadenersatz. Die Bundesnetzagentur prüft, ob die DB durch die Bauplanung den Zugang zum Netz hemmt. „Wir freuen uns, dass es mehr Geld gibt, aber wir müssen an einigen Stellen besser werden. Die Auswirkungen auf den Personen- und Güterverkehr sind schon jetzt immens“, sagt Matthias Stoffregen, Geschäftsführer des Verbands Mofair. Hinter Mofair stehen diverse Konkurrenten der DB im Regionalverkehr, darunter ist das französische Unternehmen Transdev, das in Rheinland-Pfalz unter der Marke Transregio den Regionalbahn-Verkehr auf der Linie von Mainz über Koblenz nach Köln betreibt. Der DB-Konzern investiert in diesem Jahr die Rekordsumme von 7,5 Milliarden Euro in das deutsche Schienennetz – in neue Gleise, Weichen und Signale. Das sind 200 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. In Spitzenzeiten soll es 850 Baustellen pro Tag geben. „Mehrere Unternehmen sagen: Weil ihr eure Baustellen nicht im Griff habt, haben wir über den Baustellenfahrplan hinaus Verspätungen“, berichtete Stoffregen. Das führt dazu, dass Strafzahlungen an die Auftraggeber fällig werden, die Bestellerorganisationen der Länder. Diese bilden die Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr (BAG). Die BAG sieht die Ursache in der Finanzierungsvereinbarung zwischen DB und Bund. Durch sie sei DB Netz gehalten, möglichst wirtschaftlich zu bauen, erläuterte Hauptgeschäftsführer Frank Zerban. Das gehe am besten mit Totalsperrungen. „Es hat aber den Nachteil, dass dann die Fahrgäste teilweise wochenlang Schienenersatzverkehr nutzen müssen, der meist deutlich längere Fahrzeiten mit sich bringt. Durch diese Beeinträchtigungen verlieren wir viele Fahrgäste langfristig.“ Damit sie nicht immer wieder Baustellen auf denselben Strecken einrichten muss, bündelt die DB die wichtigsten Bauvorhaben zu 66 Komplexen, sogenannten Korridoren. Hier wünschen sich die Mofair-Mitgliedsunternehmen mehr Einfluss. „Die Planung muss noch dialogorientierter werden“, sagte Stoffregen. Die DB sieht sich vor einer Herausforderung. „Es gilt, möglichst effizient zu bauen und zugleich den Eisenbahnverkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen“, sagte ein Sprecher. Einen Verdacht wies er entschieden zurück: „Der Vorwurf, dass wir so planen, dass es vor allem Dritte trifft, ist falsch.“ Auch die BAG betont: „Von den Auswirkungen der Baustellen sind alle Bahnunternehmen gleichermaßen betroffen, es handelt sich also nicht um eine Diskriminierung einzelner Player.“ Verbesserungsmöglichkeiten will die DB mit allen Beteiligten an einem runden Tisch besprechen. Die Auswirkungen auf die Fahrgäste sollen so weit wie möglich verringert werden, heißt es. Klar sei aber auch: „Am Ende kann es nur ein Kompromiss sein. Es wird nicht ohne Beeinträchtigungen gehen.“ Kommentar

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