Ökostrom Starker Schub für Wind- und Solarenergie

Die Internationale Energieagentur erwartet für 2023 weltweit den bisher größten absoluten Zuwachs an erneuerbarer Stromerzeugung
Die Internationale Energieagentur erwartet für 2023 weltweit den bisher größten absoluten Zuwachs an erneuerbarer Stromerzeugung. Eine zentrale Rolle spielt dabei China. Das Foto zeigt Windkraftanlagen in Mecklenburg-Vorpommern.

Die durch den Ukrainekrieg ausgelöste Energiekrise wirkt wie ein Katalysator für den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie nimmt rapide zu, berichtet die Internationale Energieagentur. Allerdings sieht sie für die Zukunft auch Hemmnisse.

Angesichts der globalen Energiekrise rechnet die Internationale Energieagentur (IEA) damit, dass der weltweite Ausbau erneuerbarer Stromkapazitäten in diesem Jahr um ein Drittel steigt. Die zunehmende politische Dynamik, höhere Preise für fossile Brennstoffe und die Sorge um die Energiesicherheit förderten einen verstärkten Einsatz von Photovoltaik- und Windkraftanlagen, teilte die IEA in einem am Donnerstag in Paris vorgelegten Bericht mit. Gegenüber der Zeit vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine sei die Prognose hinsichtlich des Ausbaus erneuerbarer Energien um 40 Prozent nach oben korrigiert worden.

Erwartet werde 2023 der bisher größte absolute Zuwachs an erneuerbarer Stromerzeugung. Das Wachstum werde sich auch im nächsten Jahr fortsetzen, wenn die Gesamtkapazität der erneuerbaren Energien weltweit auf 4500 Gigawatt (GW) ansteige, was der gesamten Stromerzeugung Chinas und der USA zusammen entspreche. „Solar- und Windenergie stehen an der Spitze des schnellen Ausbaus der neuen globalen Energiewirtschaft“, sagte IEA-Direktor Fatih Birol. „Die globale Energiekrise hat gezeigt, dass die erneuerbaren Energien entscheidend sind, um die Energieversorgung nicht nur sauberer, sondern auch sicherer und erschwinglicher zu machen – und die Regierungen reagieren darauf mit Bemühungen, sie schneller einzusetzen.“ Die Stromnetze müssten allerdings modernisiert und ausgebaut werden, um sicherzustellen, dass das enorme Potenzial der Sonnen- und Windenergie voll ausgeschöpft werden kann.

China in führender Position

Erneuerbare Energien stehen nach dem IEA-Bericht in Europa an vorderster Front bei der Bewältigung der Energiekrise. Auch in den USA und Indien trügen neue politische Maßnahmen in den nächsten zwei Jahren zu einem erheblichen Anstieg bei. China festige unterdessen seine führende Position und werde sowohl 2023 als auch 2024 fast 55 Prozent des weltweiten Ausbaus an erneuerbarer Energiekapazität ausmachen.

Der Ausbau von Solaranlagen wird nach der IEA-Analyse in diesem Jahr zwei Drittel des Anstiegs der erneuerbaren Stromerzeugungskapazität ausmachen und bis 2024 weiter wachsen. Höhere Strompreise förderten ein schnelleres Wachstum von Solaranlagen auf Dächern, die Verbrauchern ein Senken ihrer Stromkosten ermöglichten. Gleichzeitig wird bis 2024 eine Verdoppelung der Produktionskapazität für Solarelemente erwartet.

Nachholeffekte bei Windenergie

Nach Jahren des schleppenden Ausbaus von Windenergieanlagen geht die IEA für 2023 von einem Zuwachs um 70 Prozent aus. Das schnelle Wachstum hänge vor allem mit der Fertigstellung von zuvor durch die Corona-Pandemie ausgebremsten Projekten in China sowie von durch Lieferkettenprobleme verzögerten Projekten in den USA und Europa zusammen. Ob sich das Wachstum 2024 fortsetzt, hänge mit der Fähigkeit von Regierungen zusammen, Genehmigungen voranzutreiben.

Die deutsche Windenergiebranche sieht sich angesichts der Klima- und Energiekrise auf einem guten Weg. Die positiven Einschätzungen des vergangenen Halbjahres für Deutschland, Europa, Nordamerika und Asien blieben weitgehend erhalten, heißt es im elften Trendindex der Windenergy Hamburg, der Weltleitmesse für Windenergie. Insbesondere Asien und Nordamerika setzten ihren Aufwärtstrend fort, Europa, Afrika, Australien und Zentral- sowie Südamerika fielen leicht ab. Deutschland verbessere sich im Bereich Offshore-Wind, also bei der Energiegewinnung aus Wind auf dem Meer, und verschlechtere sich bei Windkraft auf dem Festland (Onshore), „hält aber das Hoch nach dem Stimmungstief der vergangenen Jahre“. An der Befragung nahmen den Angaben zufolge zwischen Mitte März und Ende April mehr als 500 Marktakteure teil. Eine klare Mehrheit ging dabei davon aus, dass die Leistungsfähigkeit der Windräder on- wie offshore bis 2030 noch deutlich steigen wird. So rechnen sie onshore mit einer durchschnittlichen Größe von 8,2 Megawatt pro Windrad, offshore seien es 18,8 Megawatt. Aktuell liegt die Nennleistung an Land zwischen zwei und fünf Megawatt, auf See bei fünf bis zwölf Megawatt.

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