Wirtschaft Simba Dickie kauft kräftig zu

Der Spielwarenkonzern Simba Dickie und der von der Familie Sieber geführte Modellbahnbauer Märklin kommen nicht von der Stelle. Nun wird im großen Stil investiert – speziell in Trickfilmfirmen.

Wegen ausbleibender Wachstumsimpulse tritt Deutschlands größter Spielwarenkonzern Simba Dickie nun die Flucht nach vorne an. Sowohl in der Gruppe mit Produkten wie Bobby Car und der Puppe Steffi Love oder Marken wie Schuco und Noris als auch dem separat von der Unternehmerfamilie geführten Modellbahnhersteller Märklin habe man die 2017 angepeilten Ziele verfehlt, räumten Seniorchef Michael Sieber und Sohn Florian am Firmensitz in Fürth ein. In der Gruppe seien es statt erwarteter 658 nur 645 Millionen Euro Umsatz. Der Göppinger Zweitkonzern Märklin komme im Geschäftsjahr 2017/18 (31. März) auf weitere 109 Millionen Euro. Beides bedeutet nur minimalen Zuwachs von unter 1 Prozent. Das soll sich ändern. Dazu investieren die Fürther dieses Jahr 45 Millionen Euro vor allem in Zukäufe – deutlich mehr als im Vorjahr. „Das ist einmalig in unserer Firmengeschichte und ein Meilenstein“, betont Michael Sieber. Dabei steht er nicht nur vor dem Erwerb des französischen Puppenherstellers Corolle, der gut 15 Millionen Euro Umsatz neu ins Unternehmen bringen würde. Bereits zugekauft hat Simba Dickie Anfang des Jahres die schwedische Trickfilmfirma Ruta Ett sowie Anteile am russischen Pendant Animacord. „Spielwaren- und Entertainmentbranche verschmelzen immer mehr“, erklärt Sieber diese Schritte. Er meint damit, dass im Spielwarenhandel immer größere Umsatzanteile auf Lizenzprodukte entfallen, die zuvor in TV-Serien oder Kinofilmen bei Kindern für große Begehrlichkeit gesorgt haben. Paradebeispiel dafür ist der weltgrößte Spielwarenhersteller Lego, der in vergangenen Jahren enorm von den Filmen der Weltraumsaga Star Wars profitiert hat. Lizenzen sind aber teuer und nicht jedes Lizenzprodukt ist automatisch erfolgreich. Billiger und besser planbar wird es, so das Kalkül von Sieber, wenn man selbst ein Filmstudio kontrolliert. Das ist bei Ruta Ett, das gleich nach dem Kauf in Kid E Media umbenannt wurde, nun der Fall. Die Schweden haben als Produzent der speziell auf YouTube mit weltweit über drei Millionen Abonnenten und zwei Milliarden You-Tube-Aufrufen sehr erfolgreichen Animationsserie „Heros of the City“ in der Branche einen guten Ruf. In einem ersten Schritt produziert und verkauft Simba Dickie erst einmal aus der Serie abgeleitete Spielwaren. In einen zweiten Schritt soll Kid E Media aber auch gezielt neue YouTube-Serien für Produkte aus dem umfangreichen Produktspektrum der Fürther produzieren. „Das kann ein Märklino werden oder eine Majorette“, sagt Sieber in Anspielung auf eine animierte Märklin-Modellbahn oder den gleichnamigen Hersteller von Spielzeugautos. Auf die Strahlkraft eines Kinofilms setzen die Fürther schon jetzt im Fall von Märklin. Dazu haben sie Lizenzrechte für die Warner Brothers-Produktion „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ erworben, die Ostern in die deutschen Kinos kommt. Aufs Modellbahngleis setzten die Göppinger dabei die aus dem Kinderbuch von Michael Ende berühmte Dampflok Emma und andere Lizenzprodukte, die Märklin auch bei jüngerer Kundschaft wieder zu einem Begriff machen soll. „Wir werden mit Jim Knopf neue Kunden finden“, versichert Florian Sieber. Darüber hinaus engagiert Simba Dickie sich als Co-Investor für einen Animationsfilm, der 2019 in die Kinos kommt. Diese geballte Entertainmentmacht soll 2018 erst einmal für 668 Millionen Euro Umsatz in der Gruppe sorgen, also etwa 4 Prozent mehr als im Vorjahr.

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