Wirtschaft Siemens Healthineers kommt

Der für Freitag kommender Woche geplante Börsengang der Siemens-Medizintechniktochter Healthineers wird der größte dieses Jahres in Deutschland. Die Zeichnungsfrist für die Aktien, die gestern begonnen hat, läuft bis Donnerstag kommender Woche. Wichtige Fragen und Antworten zu dem Börsengang.

Verkauft Siemens das gesamte Geschäft mit Medizintechnik?

Nein. Angeboten werden inklusive einer Zuteilungsreserve bei besonders hoher Nachfrage maximal 150 Millionen Stammaktien also 15 Prozent aller Anteilsscheine, die derzeit zu 100 Prozent im Besitz von Siemens sind. Analysten haben im Vorfeld spekuliert, dass bis zu 25 Prozent der Anteile platziert werden könnten. Siemens-intern waren dagegen angeblich 10 bis 20 Prozent geplant. Welchen Wert hat Siemens Healthineers? Siemens bietet die Aktien in einer Spanne zwischen 26 und 31 Euro an, was nur zufällig mit einem Unternehmenswert von 26 bis 31 Milliarden Euro korrespondiert. Zuvor hatten Analysten den Wert mit 35 bis 40 Milliarden Euro geschätzt. Davon muss man allerdings die Schulden von Healthineers abziehen, die bei 4,3 Milliarden Euro liegen, sodass sich die Kalkulationen von Siemens mit denen von Analysten noch überschneiden. Im günstigsten Fall beträgt der Emissionserlös 4,65 Milliarden Euro. Wem kommt der Erlös zugute? Der Börsengang erfolgt nicht über eine Kapitalerhöhung, sondern über den Verkauf vorhandener Aktien durch Siemens. Profiteur ist also der Mutterkonzern. Wie wird der endgültige Ausgabepreis festgelegt? Bis 15. März nehmen die mit dem Börsengang beauftragten Banken mit der Deutschen Bank, Goldman Sachs und JP Morgan an der Spitze die Angebote interessierter Investoren entgegen. Daraus errechnet sich dann der Preis. Wie stehen die Chancen für den Börsengang? Falls die Kapitalmärkte in den nächsten Tagen stabil bleiben, sieht es gut aus, auch weil Siemens bei der Bewertung nicht alles ausreizt. Die Niedrigzinsphase hat dafür gesorgt, dass weltweit sehr viel Kapital händeringend Anlagemöglichkeiten sucht. Börsengänge sind deshalb willkommen, auch wenn der jüngste Absturz an den Börsen und die Drohungen von US-Präsident Donald Trump mit Strafzöllen für Irritationen gesorgt haben. Geht alles glatt, ist der 16. März der erste Handelstag für die Aktie von Siemens Healthineers. Und mittelfristig? Siemens hält sich mit dem jetzigen Angebot von 15 Prozent der Firmenanteile die Option offen, sich von weiteren Aktien zu trennen, ohne die Kontrolle über die Tochter aufzugeben. Weil die Medizintechnik eine der wichtigsten Gewinnquellen ist, dürften die Münchner auch mittelfristig nicht ganz aussteigen. Mit zuletzt gut 18 Prozent Gewinnmarge bei 14 Milliarden Euro Jahresumsatz und 2,5 Milliarden Euro operativem Gewinn ist im Siemens-Portfolio nur die Division Digitale Fabrik profitabler. Warum geht Siemens Healthineers in Frankfurt an die Börse? Damit kommt Siemens der im Konzern mächtigen IG Metall entgegen. An der Wall Street in New York wäre wohl ein besserer Preis zu realisieren gewesen. Aber Gewerkschafter haben bei einem Börsengang in den USA einen Verlust an Einfluss befürchtet. Da die Stimmung wegen des massiven Stellenabbaus im Siemens-Kraftwerksgeschäft nicht die beste ist, hat sich Siemens mit dem Frankfurter Parkett begnügt. Kommentar

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