Wirtschaft Ryanair unter Druck

Auch am Hunsrück-Flughafen Hahn blieben wegen der Streiks Flieger am Boden. Laut Airport-Geschäftsführung fielen dort gestern se
Auch am Hunsrück-Flughafen Hahn blieben wegen der Streiks Flieger am Boden. Laut Airport-Geschäftsführung fielen dort gestern sechs Ryanair-Flüge aus.

«Berlin/Frankfurt/London». Der erste gemeinsame Streik von Piloten und Flugbegleitern in Deutschland setzt den Billigflieger Ryanair unter Druck.

Der 24-Stunden-Ausstand begann gestern am frühen Morgen und sorgte für zahlreiche Flugstreichungen. Der irische Konzern hatte angekündigt, dass 150 von 400 Verbindungen von und nach Deutschland ausfallen müssten. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ging von einer höheren Anzahl aus und hielt sich weitere Arbeitsniederlegungen offen. „So lange Ryanair keine verbesserten Angebote macht, muss es notfalls hier auch weitere Streiks geben“, sagte VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher. Ryanair-Chef Michael O’Leary sagte in London, die Streiks hätten nur einen winzigen Effekt auf den gesamten Betrieb. Man werde sie hinnehmen, um das Geschäftsmodell als Billigflieger zu bewahren. Die Forderung nach höheren Gehältern nannte O’Leary „aberwitzig“. Raum für eine Annäherung sah O’Leary trotz des Streiks nicht. Die Fluggesellschaft sei den Mitarbeitern bereits in allen wichtigen Punkten entgegengekommen. Das einzige, was man abgelehnt habe, sei die Forderung nach höheren Gehältern. „Wir werden nicht nachgeben“, sagte O’Leary. Er rief die Gewerkschaften auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Den Vorwurf, streikende Mitarbeiter mit Jobstreichungen zu bedrohen, wies O’Leary zurück. „Es werde nicht wegen eines Streiktags zu Kürzungen kommen“ sagte O’Leary. Sollte es aber weitere Streiktage geben, könnte das Folgen haben. Zu dem Ausstand gestern hatten die VC und die für die Flugbegleiter verhandelnde Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgerufen. Verdi-Vertreterin Katharina Wesenick sprach von „teilweise mittelalterlichen Arbeitsbedingungen“ bei Ryanair und sagte mit Blick auf die Auseinandersetzung: „Wir sind weit davon entfernt, uns zu einigen.“ Ryanair hatte die Aktion am Dienstag als ungerechtfertigt und unverantwortlich kritisiert. Sollten die Streiks andauern, müssten alle Standorte in Deutschland überprüft und womöglich Personal abgebaut werden. VC-Experte Schumacher sagte dazu: „Ryanair bedroht und setzt mit Jobverlust Arbeitnehmer Existenzängsten aus.“ Das irische Unternehmen nutze „seine Machtstellung brutal aus“. Aber man stehe mit dem Kabinenpersonal zusammen und spüre große Unterstützung aus Bevölkerung und Politik. Ryanair leidet unter einer Streikwelle, nachdem der Billigflieger seit Monaten erstmals mit Gewerkschaften in mehreren Ländern über Tarifverträge für Piloten und Kabinenbeschäftigten verhandelt. In Irland und Italien hat sich Ryanair bereits mit den Piloten geeinigt. Das Kabinenpersonal in Italien, Portugal, Belgien, Spanien und den Niederlanden hat dagegen Streiks für Ende September angedroht.

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