Wirtschaft Opel-Betriebsräte: „Mitbestimmungsrechte verletzt“

Die Markenzeichen von Opel und Peugeot.

Detroit/Kaiserslautern. Die Opel-Betriebsräte sehen sich bei den Verkaufsgesprächen mit dem französischen PSA-Konzern übergangen. Es wäre eine beispiellose Verletzung sämtlicher deutscher wie europäischer Mitbestimmungsrechte, sollten sich die Meldungen über Gespräche zwischen PSA und dem Opel-Mutterkonzern General Motors bestätigen, so gestern der für die deutschen Opel-Werke zuständige IG-Metall-Bezirk Mitte in Frankfurt.

Gleichzeitig signalisierte die Gewerkschaft aber ihre Bereitschaft zur vorbehaltlosen Prüfung der Vorschläge. Die Interessen der Beschäftigten würden vom Gesamtbetriebsrat und der IG Metall in Zusammenarbeit mit ihren europäischen Partnern vertreten. Der Betriebsratsvorsitzende des 2600 Mitarbeiter umfassenden Kaiserslauterer Opel-Standorts, Lothar Sorger, wurde von den Gerüchten völlig überrascht. „Wir wissen gar nichts“, sagte er aus Sicht des Betriebsrates. Die Opel-Mitarbeiter, die in Kaiserslautern, Teile, Komponenten und Motoren fertigen, hätten schon alles mögliche durchlebt und würden auch die Geschichte mit PSA auf sich zukommen lassen. Sorger betonte, wenngleich Opel im Jahr 2016 ein Minus von rund 250 Millionen Euro eingefahren habe, sei das Unternehmen auf gutem Weg. So seien gegenüber 2015 rund 60.000 Fahrzeuge mehr verkauft worden. Der Brexit habe sich negativ bemerkbar gemacht, ohne ihn hätte Opel 2016 „einen richtig großen Schritt gemacht“. Blick zurück: 2009, als Opel auch durch Staatsgelder und Bürgschaften gerettet werden sollte, hatten sich Opel-Beschäftigte strikt gegen einen Verbleib bei GM ausgesprochen, nachdem die Amerikaner Verkaufsabsichten geäußert, dann aber teilweise wieder revidiert hatten. Der damalige Kaiserslauterer Opel-Betriebsratsvorsitzende Alfred Klingel sagte im August 2009, schon 2007 sei man zu dem Schluss gekommen, dass GM nicht in der Lage sei, Opel in Europa vernünftig zu führen. Der damalige Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Klaus Franz meinte, Opel habe unter GM keine Perspektive. Als Opel-Käufer waren damals Fiat, vor allem Magna/Sberbank sowie ein Finanzinvestor im Gespräch. Auch für den Standort Kaiserslautern war in den Jahren zuvor ein Partner beziehungsweise Käufer gesucht worden. Mit rund 35.600 Mitarbeitern in Europa, davon mehr als der Hälfte in Deutschland, hat Opel 2016 rund 1,16 Millionen Autos verkauft. Das Traditionsunternehmen wurde 1862 in Rüsselsheim gegründet und 1929 vom US-Konzern General Motors (GM) übernommen. Zusammen mit seiner britischen Schwestermarke Vauxhall ist Opel im Wesentlichen auf den europäischen Markt beschränkt. 2016 betrug ihr Marktanteil an Personenwagen-Neuzulassungen in der Europäischen Union 6,7 Prozent. Opel-Werke stehen in Großbritannien, Spanien, Polen und Ungarn sowie an den deutschen Standorten Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern. PSA Peugeot Citroën hat 2016 weltweit über 3,1 Millionen Fahrzeuge abgesetzt. Der französische VW-Konkurrent mit den Marken Peugeot, Citroën und DS sieht sich in Europa als Branchenzweiten. Konzernchef Carlos Tavares fuhr einen harten Sanierungskurs – mit Werkschließungen und Jobabbau. Um das vor drei Jahren stark angeschlagene Unternehmen zu retten, schoss unter anderem der französische Staat Geld zu und hielt zuletzt rund 14 Prozent der Anteile. Auch der staatlich kontrollierte chinesische Hersteller Dongfeng stieg 2014 bei dem Unternehmen mit 14 Prozent ein. Der Umsatz betrug 2015 rund 54,7 Milliarden Euro; neuere Jahreszahlen liegen nicht vor. Der Konzern beschäftigt rund 184.000 Mitarbeiter. KOMMENTAR/AKTIENCHART |dpa/dür/mo

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