Wirtschaft Opel-Übernahme jetzt perfekt

Verbreiten Optimismus: Opel-Chef Michael Lohscheller (links) und PSA-Vorstandsvorsitzender Carlos Tavares vor einem neuen Opel I
Verbreiten Optimismus: Opel-Chef Michael Lohscheller (links) und PSA-Vorstandsvorsitzender Carlos Tavares vor einem neuen Opel Insignia.

«Rüsselsheim/Paris.» Der traditionsreiche Autobauer Opel, der in Kaiserslautern einen Standort mit nach Betriebsratsangaben gut 2600 Mitarbeitern hat, gehört nun offiziell zum französischen PSA-Konzern.

Die Verträge mit dem Verkäufer General Motors seien abgeschlossen, teilten Opel und die Peugeot-Konzernmutter gestern mit. Mit der bereits im März grundsätzlich verabredeten Übernahme entsteht der nach Volkswagen zweitgrößte Autokonzern Europas mit einem Marktanteil von rund 17 Prozent. Opel hatte seit 1929 zu General Motors gehört und war zeitweise der größte Autobauer in Deutschland. Seit 1999 hatten die Rüsselsheimer mit ihrer britischen Schwestermarke Vauxhall allerdings keinen operativen Jahresgewinn mehr abgeliefert. Bei Opel steht jetzt eine Sanierung an, die PSA-Chef Carlos Tavares dem deutschen Management überlassen will. Die Neuaufstellung werde nicht von Paris aus gesteuert, hat Tavares stets betont. Der Sanierungsplan werde unter Aufsicht des neuen Opel-Chefs Michael Lohscheller erstellt und soll innerhalb von 100 Tagen vorliegen. Ab 2020 soll eine Gewinnspanne von 2 Prozent des Umsatzes erreicht werden, die bis 2026 auf 6 Prozent ansteigen soll. PSA hat im ersten Halbjahr eine Marge von 7,3 Prozent geschafft. Die IG Metall verlangte, bei Opel im neu geschaffenen Konzern langfristig alle Standorte und Arbeitsplätze zu sichern, darunter auch die in der Motoren- und Komponentenfertigung in Kaiserslautern. Auch müsse eine Strategie im Hinblick auf die technologischen Umwälzungen in der Automobilindustrie geschaffen werden, so der Leiter des Gewerkschaftsbezirks Mitte, Jörg Köhlinger, in Frankfurt. Der bisherige Vorstandschef Karl-Thomas Neumann verlässt das Unternehmen, wie Opel berichtete. Für seinen Nachfolger Lohscheller kommt der bisherige PSA-Controller Philippe de Rovira als Finanzchef in den Vorstand. Auch drei neue Bereichsvorstände wurden berufen. „Opel bleibt deutsch – und Vauxhall bleibt britisch. Sie ergänzen unser bestehendes Portfolio aus den französischen Marken Peugeot, Citroën und DS Automobiles perfekt“, sagte Tavares. Es entstehe ein „europäischer Champion“. Der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Matthias Machnig, mahnte eine Zukunftsstrategie an: „Dazu gehören verbindliche Investitionszusagen, eine Innovations- und Produktstrategie und eine verlässliche Aufgabenteilung im neuen Konzern. Dazu zähle auch der Erhalt der Mitbestimmung und die Anerkennung der Tarifverträge.“ Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Wolfgang Schäfer-Klug begrüßte die schnelle Umsetzung des Verkaufs. Positiv seien auch die Verkleinerung der Geschäftsleitung und das Zusammenführen der Entwicklung mit der zuvor eigenständigen Antriebs-Abteilung. „Wir bekommen nun das, was wir seit mehr als 15 Jahren immer haben wollten – ein Engineering unter einem Dach.“ Hessens Landesregierung hofft darauf, dass der neue Eigentümer Opel als Premium-Marke im Konzernverbund etabliere. PSA zahlt für das GM-Europa-Geschäft inklusive der britischen Opel-Schwester Vauxhall und der Finanzsparte rund 2,2 Milliarden Euro. GM hat die Kosten für den Verkauf auf 4,7 Milliarden Euro beziffert, weil GM noch Pensionsverpflichtungen übernimmt. Opel/Vauxhall beschäftigt etwa 38.000 Mitarbeiter in sieben Ländern, die Hälfte davon in Deutschland. KOMMENTAR/NILS ERKLÄRT

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