Wirtschaftsnobelpreis Nordamerikaner für ihre empirischen Forschungen geehrt

Goran K. Hansson (Mitte), Staatssekretär der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, gibt die Wirtschaftsnobelpreist
Goran K. Hansson (Mitte), Staatssekretär der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, gibt die Wirtschaftsnobelpreisträger 2021 bekannt.

Zum Abschluss der Nobelpreis-Bekanntgaben in diesem Jahr geht die Auszeichnung für Wirtschaft an drei Forscher aus Nordamerika. Ihr Schwerpunkt: empirische Forschung.

Die drei in den USA forschenden Ökonomen David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens werden in diesem Jahr mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm bekannt.

Der aus Kanada stammende Card erhält die Hälfte des renommierten Preises für seine empirischen Beiträge zur Arbeitsmarktökonomie, sagte der Generalsekretär der Akademie, Göran Hansson, bei der Bekanntgabe. Der aus dem US-Staat Ohio stammende Angrist und der in Eindhoven geborene niederländisch-amerikanische Wissenschaftler Imbens teilen sich die andere Hälfte für ihre methodischen Beiträge zur Analyse von Kausalbeziehungen.

Preiskomitee: Fähigkeit enorm verbessert, kausale Fragen zu beantworten

Viele drängende Fragen vor allem in den Sozialwissenschaften könnten nicht mit randomisierten Experimenten beantwortet werden, sagte der Vorsitzende des zuständigen Nobelkomitees, Peter Fredriksson. Doch manchmal sorgten natürliche oder politische Veränderungen dafür, Situationen zu schaffen, die diesen Zufallsexperimenten ähnelten.

„Die diesjährigen Preisträger haben gezeigt, dass solche natürlichen Experimente dabei helfen, wichtige Fragen für die Gesellschaft zu beantworten“, sagte Fredriksson. „Die kombinierten Beiträge der Preisträger haben die empirische Arbeit in den Wirtschaftswissenschaften komplett neu gestaltet. Deshalb hat sich unsere Fähigkeit, kausale Fragen von großer Bedeutung für uns alle zu beantworten, enorm verbessert.“

Anruf aus Stockholm mitten in der Nacht

Imbens, der Professor an der renommierten US-Universität Stanford ist, erreichte der Anruf aus Stockholm zeitzonenbedingt mitten in der Nacht. Er sei völlig überwältigt gewesen, während das gesamte Haus noch geschlafen habe, sagte er, als er bei der Preisbekanntgabe telefonisch zugeschaltet wurde. „Dann war ich absolut begeistert, die Nachricht zu hören, besonders die, dass ich (den Preis) mit Josh Angrist und David Card teilen kann, die beide sehr gute Freunde von mir sind.“ Angrist sei Trauzeuge bei seiner Hochzeit mit der Ökonomin Susan Athey gewesen.

Damit sind alle Nobelpreisträger für dieses Jahr benannt. Bereits in der vergangenen Woche waren die Ausgewählten in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden verkündet worden. Unter ihnen sind mit dem Meteorologen Klaus Hasselmann in Physik und dem Chemiker Benjamin List auch zwei Deutsche.

Insgesamt gibt es in diesem Jahr 13 Preisträger, darunter mit Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa lediglich eine Frau. Alle Preise sind pro Kategorie erneut mit 10 Millionen schwedischen Kronen dotiert, umgerechnet fast 1 Million Euro.

Kein „echter“ Nobelpreis

Der seit Ende der 60er Jahre vergebene Wirtschaftsnobelpreis ist der einzige, der nicht auf das Testament von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wurde von der schwedischen Zentralbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den Nobelpreisen. Dennoch wird er gemeinsam mit den anderen Preisen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.

Bisher wurde nur ein Deutscher zum Wirtschaftsnobelpreisträger gekürt: der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi für ihre Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie. Besonders häufig werden Wissenschaftler aus den USA in dieser Preiskategorie ausgezeichnet.

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