Fragen und Antworten Neue Regeln bei Whatsapp: Das ändert sich für Nutzer

Marktmacht: Etwa 60 Millionen Menschen in Deutschland nutzen Whatsapp.
Marktmacht: Etwa 60 Millionen Menschen in Deutschland nutzen Whatsapp.

Schon seit Anfang des Jahres gibt es Aufregung um die neuen Datenschutz-Bestimmungen bei Whatsapp. Nach erster Kritik und einer Abwanderung von Nutzern verschob Facebooks Chat-App die Einführung auf Mai. Wie es jetzt weitergeht.

Was passiert am 15. Mai?
Whatsapp will seine neuen Datenschutz-Bestimmungen endgültig in Kraft setzen. Entgegen früheren Ankündigungen sollen Nutzer, die dem Update noch nicht zugestimmt haben, zunächst weiter ohne Einschränkungen auf den Chatdienst zugreifen können. Einige Wochen später wird der Funktionsumfang der Anwendung für sie aber schrittweise schrumpfen.

Womit müssen diese Nutzer dann rechnen?
Zunächst werden sie nicht mehr auf ihre Chatliste zugreifen können, wie das Unternehmen in einem Blogeintrag erläuterte. Man werde dann aber noch eingehende Audio- und Videoanrufe annehmen sowie über Benachrichtigungen auch Chat-Nachrichten beantworten können. Wenige weitere Wochen später werde Whatsapp dann weder Anrufe noch Nachrichten an die Smartphones der Nutzer schicken. In dieser ganzen Zeit sollen die Nutzer immer wieder daran erinnert werden, den Änderungen zuzustimmen, was sie jederzeit in dem Programm tun können.

Worum geht es bei den Änderungen überhaupt?
Whatsapp will Unternehmen ermöglichen, unter anderem zu Marketingzwecken mit den weltweit zwei Milliarden Nutzern des Messaging-Dienstes Kontakt aufzunehmen. An der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, mit der Chat-Inhalte nur für die teilnehmenden Nutzer – nicht für Whatsapp selbst – im Klartext sichtbar sind, werde nicht gerüttelt. Mit der Aktualisierung sei auch keine erweiterte Datenweitergabe an Facebook vorgesehen.

Woran macht sich die Kritik fest?
Kritiker befürchten vor allem, dass trotz gegenteiliger Beteuerungen Nutzerdaten an die Konzernmutter Facebook oder Drittunternehmen weitergegeben werden. Wie dieser Austausch bisher aussieht und künftig gestaltet werden soll, ist aus den Geschäftsbedingungen nur schwer herauszulesen. Außerhalb der EU fließen jedenfalls bereits seit 2016 einige Nutzerdaten an Facebook, zu Werbezwecken oder zur Weiterentwicklung von Produkten.

Wie reagieren Datenschützer?
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat eine Anordnung erlassen, in der Facebook untersagt wird, Daten von Whatsapp für eigene Zwecke zu nutzen. Er warnt, dass die neuen Regeln die Tür für einen stärkeren Datenaustausch mit anderen Facebook-Unternehmen öffneten. Auch nach genauerer Analyse ließe sich nicht erkennen, was die konkreten Konsequenzen für die Nutzer seien. Whatsapp kontert, die Anordnung basiere „auf einem grundlegenden Missverständnis von Ziel und Folgen des Updates“ und werde die Einführung der neuen Regeln nicht aufhalten. Caspar kann nur befristet eingreifen, weil für Facebook die irische Datenschutzbehörde zuständig ist.

Warum nimmt Facebook den ganzen Ärger in Kauf?
Das weltgrößte Online-Netzwerk übernahm Whatsapp 2014 für am Ende rund 22 Milliarden Dollar. Mit diesem Kaufpreis nahm Facebook zwar einen potenziellen Rivalen vom Markt, der Dienst trug bisher aber wenig zum Konzerngewinn bei. Zeitweise wurde über Werbung im Storys-Bereich von Whatsapp nachgedacht, wo Nutzer Fotos und Videos für einen Tag mit ihren Kontakten teilen können. Die Idee wurde dann aber auf Eis gelegt. Der aktuelle Plan ist, Geld zu verdienen, wenn Unternehmen mit ihren Kunden über den Messengerdienst kommunizieren. Die Regeländerung ist eine Voraussetzung dafür.

Was sind die Alternativen?
Messenger-Rivalen wie Telegram und Signal verzeichneten zuletzt einen starken Zulauf. Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband empfiehlt in einer Analyse aller Anbieter den Wechsel zu Messengern, „die keine Daten ihrer Nutzer zu Werbezwecken verwenden oder an andere Unternehmen weitergeben“. Die Marktmacht von Whatsapp ist bei knapp 60 Millionen Nutzern in Deutschland jedoch enorm.

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