Wirtschaft Nestlé setzt auf Starbucks-Kaffee

Die weltweit 24.000 Cafés der Kette sind von der Transaktion mit den Schweizern nicht betroffen.
Die weltweit 24.000 Cafés der Kette sind von der Transaktion mit den Schweizern nicht betroffen.

«Vevey/Seattle.»Die größten Kaffeemarken unter einem Dach: Nestlé mit Nescafé und Nespresso vermarktet künftig Starbucks-Kaffee. Die Schweizer wollen so im US-Markt besser punkten – und den Deutschen Konkurrenz machen.

Mit einem Milliardengeschäft im Kaffeemarkt rücken die Marken Nescafé, Nespresso und Starbucks näher zusammen. Der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé übernimmt das Handelsgeschäft der amerikanischen Starbucks-Kette. Die mehr als 24.000 Starbucks-Cafés weltweit sind nicht betroffen, wie Nestlé gestern in Vevey mitteilte. Analysten bewerteten den Deal positiv, vor allem weil Nestlé dem deutschen Kaffeekonzern JAB, einer Holding der aus der Kurpfalz stammenden Milliardärsfamilie Reimann, auf dem US-Markt damit Paroli biete. Nestlé, größter Kaffeeproduzent der Welt, wird Starbucks-Produkte wie Kaffeebohnen oder gemahlenen Kaffee vertreiben. Starbucks, die Nummer eins im US-Kaffeemarkt, hat damit zuletzt rund 2 Milliarden Dollar (1,7 Mrd Euro) Umsatz gemacht. Für die Vermarktungsrechte zahlt Nestlé 7,15 Milliarden Dollar in bar. „Das ist ein bedeutender Schritt für unser Kaffeegeschäft. Es ist die größte der schnell wachsenden Produktkategorien von Nestle“, sagte Vorstandschef Mark Schneider. Es ist der bislang größte Deal seit seinem Amtsantritt Anfang 2017. Die Transaktion ergebe in zweierlei Hinsicht Sinn, sagt Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel. „Zum einen erlaubt sie Nestlé, JAB weiterhin auf Distanz zu halten. Zum andern kann Nestlé so in den USA an Marktgewicht zulegen“, schreib er. JAB hatte in den USA unter anderem 2012 die Kaffeehaus-Kette und Rösterei Peet`s Coffee & Tea gekauft sowie 2015 den Kaffeekapsel- und Kaffeemaschinenhersteller Keurig Green Mountain. Nestlé hatte den Deutsch-Amerikaner Schneider an Bord geholt, um das Wachstum voranzutreiben. Er sieht Kaffee als Wachstumsmarkt und kaufte im September bereits den amerikanischen Edel-Röster Blue Bottle Coffee mit rund 30 Cafés in den USA und Japan. Nespresso ist mit 600 eigenen Kaffeegeschäften weltweit vertreten. Druck bekam Schneider Mitte letzten Jahres zusätzlich von dem aktivistischen Finanzinvestor Dan Loeb mit seinem Hedgefund Third Point. Loeb drängte den Konzern in einem offenen Brief an die Aktionäre, mehr Geld an die Anteilseigner auszuschütten, etwa in Form von Aktienrückkäufen. Die Verschuldung des Konzerns sei „bemerkenswert tief“. Schneider kam dem Wunsch nach. „Das gegenwärtige Aktienrückkaufprogramm von Nestlé läuft unverändert weiter“, teilte das Unternehmen mit. Die Nestlé-Aktien zogen in Zürich um knapp 1 Prozent an. Sie hatten seit Januar 9 Prozent verloren. Nestlé übernimmt rund 500 Starbucks-Mitarbeiter, die das Geschäft weiter von Seattle in den USA aus führen sollen. Der Deal braucht noch die Zustimmung der Regulierungsbehörden und soll bis Ende 2018 abgeschlossen sein.

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