Wirtschaft Mission: Zurück in den Dax

Erfolgreich ist das Medienunternehmen Pro 7 Sat 1 mit Sitz in Unterföhring bei München derzeit vor allem mit seinen Randgeschäften.

Die Episode zeigt, wo es bei dem TV-Konzern derzeit läuft und wo es hakt. Der neue Konzernchef Max Conze, der seit Anfang Juni im Amt ist, hatte sich zwei Wochen zuvor bei der Hauptversammlung seinen Aktionären vorgestellt und dabei Marktforschung betrieben. Wer von den Anwesenden Heidi Klums Topmodel-Show auf Pro 7 verfolge, wollte er von den Eignern wissen. „Das kann nicht sein“, entfuhr es dem 48-Jährigen angesichts sehr weniger Handzeichen. Bedeutend positiver fiel die Resonanz bei der Frage aus, wer schon einmal einen Erlebnisgutschein bei mydays gekauft hat. „Das ist super“, freute sich Conze. Sein Aufgabenspektrum ist damit abgesteckt. In den Jahren unter ihrem jüngst abgetretenen Konzernchef Thomas Ebeling haben die Münchner Online-Plattformen gekauft, die auf den eigenen TV-Sendern kräftig beworben werden, um ihren Wert zu steigern. Derzeit umfasst das Portfolio zehn Töchter, hinter denen normale Fernsehzuschauer wohl auf Anhieb nicht Pro 7 Sat 1 als Eigner vermuten würden. Das sind das Heidelberger Vergleichsportal Verivox, der Autovermieter billiger-mietwagen oder das auf Immobilien zugeschnittene Käuferportal. Für das Zwischenmenschliche sorgen die Partnervermittler Parship und Elite Partners sowie Erotikartikel von Amorelie und Gutscheine von mydays oder Jochen Schweizer. Parfüm gibt es bei Flaconi und Gesundheitsprodukte bei Windstar Medical, Einrichtung bei moebel.de und Mode bei Stylight. Dabei wird es nicht bleiben, wofür General Atlantic sorgen soll. Der Investor ist im Februar mit gut einem Viertel bei Nucom eingestiegen, um dort ein größeres Rad zu drehen. Nucom ist die Pro-7-Sat-1-Holding für Online-Plattformen. General Atlantic hat Geld, Kontakte und Expertise. Das entlastet Conze in jeder Hinsicht. Denn er muss sich vor allem auf das TV-Geschäft konzentrieren und es wieder flott bekommen. Dort haben die Münchner lange Zeit sowohl gegenüber der privatwirtschaftlichen RTL-Gruppe als auch den öffentlich-rechtlichen Sendern Marktanteile und damit TV-Werbemacht verloren. Das hat Gründe. Pro 7 Sat 1 habe unter Ebeling den Trend zu selbstproduzierten und hochwertigen TV-Serien wie „Narcos“ oder „Babylon Berlin“ verschlafen und selbst fast nur noch altes US-Material wie „Two and a Half Men“ in Dauerschleife recycelt, kritisieren Analysten und andere Branchenkenner. Das hat unter anderem dazu geführt, dass Pro 7 Sat 1 im März aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) gefallen ist. Dahin soll der Konzern wieder zurück, hat Aufsichtsratschef Werner Brandt als Ziel vorgegeben. Der Weg ist vorgezeichnet. „Unser Geschäft ist und bleibt Entertainment“, sagt Conze. Unter diesem Begriff verstehen die Münchner ihre TV-Sender inklusive der darbenden Online-Filmbibliothek Maxdome. Pro 7 Sat 1 dürfe nicht warten, bis US-Konzerne die Zukunft der Unterhaltung im Alleingang gestalten, stellt der neue Chef klar. Gemeint sind damit Streamingdienste wie Netflix, die vor allem bei jüngerer Klientel punkten und TV-Sendern so den Nachwuchs rauben. „Wir müssen wieder kreativer werden“, fordert Conze. Das heißt, mit selbst produzierten Serien, Filmen oder Shows Alleinstellungsmerkmale schaffen, die derzeit eher bei der Konkurrenz liegen.

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