Wirtschaft Kommentar: Renschlers Schatten

Für Daimler dumm gelaufen: Ferdinand Piëch, der große alte Mann beim Wolfsburger Volkswagen-Konzern, macht Ernst mit seiner Lkw-Strategie. Der VW-Aufsichtsrats-Chef hat zusammen mit seinem Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn eine klare Kampfansage an den Stuttgarter Lkw-Konkurrenten gerichtet. Die Wolfsburger wollen Daimler als Weltmarktführer in der Welt der Trucks ablösen. Gerade hat VW die Schlacht um den schwedischen Lkw-Hersteller Scania gewonnen. Der kommt nun vollständig unter das Dach der Wolfsburger. 7 Milliarden Euro lässt sich VW die Übernahme der Anteile der restlichen Scania-Anteilseigner kosten. VW hielt zwar bisher schon die Mehrheit. Aber den vollen Durchgriff und damit freie Bahn für die enge Verzahnung mit der ebenfalls zu VW gehörenden Lkw-Marke MAN und dem bisherigen VW-Nutzfahrzeugegeschäft haben Piëch und Winterkorn erst durch die komplette Scania-Übernahme bekommen. Alle Ampeln für das VW-Lkw-Geschäft stehen auf Grün. Ins Fahrerhaus holen sie sich einen Spitzen-Trucker. Der 56 Jahre alte langjährige Daimler-Lkw-Chef, Andreas Renschler, den sein alter Arbeitgeber ungeschickt vergrault hat, brennt darauf, das VW-MAN-Scania-Gespann ab Anfang 2015 zu steuern und an die Weltspitze zu führen. Mehrmarken-Strategie ist gefragt. Das heißt, verschiedene Lastwagen-Marken mit möglichst vielen gleichen Teilen auszustatten, um Kosten zu senken und Profite zu steigern. Mit den Daimler-Nutzfahrzeug-Marken Mercedes-Benz, Freightliner, Fuso, Western Star, Thomas Built, Bharat Benz und den Joint-Venture-Marken Kamaz in Russland sowie Auman in China, verfügt Renschler über reichlich globale Erfahrung in dem Geschäft. Das Daimler-Management weiß, dass es sich im Konkurrenzkampf mit VW warm anziehen muss. Und genau darauf zielt die Aktion zur Effizienzsteigerung, die derzeit die Daimler-Mitarbeiter in Unruhe versetzt.

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