Wirtschaft Kommentar: Keine Geduld mehr

GM hat die Verluste von Opel satt – ist an der Misere aber selbst mit schuld.

Es ist kein Geheimnis, dass der amerikanische Automobilkonzern General Motors (GM) schon seit Jahren Verluste seiner deutschen Tochter Opel hinnehmen muss. Im Zusammenhang mit der eigenen Insolvenz hatten die Amerikaner ihre Tochter sogar schon einmal zum Verkauf angeboten – dann aber einen Rückzieher gemacht. Nun also scheint man bei der französischen Regierung und der Familie Peugeot auf offene Ohren gestoßen zu sein. Aus französischer Sicht wäre eine Opel-Übernahme gar nicht so schlecht. Opel und Peugeot tummeln sich in einem ähnlichen Umfeld. Es gibt bereits eine Zusammenarbeit. Und die Herausforderungen der Zukunft, Elektromobilität und anderes, werden Milliarden Kosten verschlingen, die man gemeinsam besser stemmen könnte. Die Opel-Ingenieure gelten in der Branche nach wie vor als versierte Spezialisten. Kurz, es würde passen. Für GM allerdings sieht die Rechnung anders aus. Nach bald 90 Jahren würde man eine Investition aufgeben, die über Jahrzehnte hinweg durchaus erfolgreich war. Natürlich hat Opel seit fast 20 Jahren Probleme, man schreibt immer noch Verluste, obwohl schon vieles umgebaut wurde, selbst Werke wie Bochum geschlossen wurden. Die Misere ist aber nicht nur ein Verschulden von Opel, sondern auch, oder sogar besonders, ein Fehler der Manager in Detroit. Man hat dort lange und teils immer noch nicht begriffen, wie der deutsche und der europäische Automarkt funktionieren. Was sich für die Opel-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch eine mögliche Peugeot-Übernahme ändert, ist derzeit nicht abzuschätzen. Es ist ihnen aber zu wünschen, dass schnell Klarheit herrscht. Monatelange Ungewissheit –bitte nicht schon wieder!

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