Wirtschaft Kommentar: Grenzenlose Attacken

Das Internet macht es möglich, nicht nur eine Bank zu bestehlen, sondern gleich ein ganzes System zu kapern. Die Sorgen des IWF sind berechtigt.

Man sollte die Experten des Internationalen Währungsfonds nicht unterschätzen. Schon einige Jahre vor 2007 hatten sie beispielsweise vor dem Ausbruch der Finanzkrise gewarnt, waren aber nicht gehört worden – die Folgen haben ab 2008/09 die Welt auf Jahre erschüttert. Und auch jetzt sollte man ihre Warnung vor der zunehmenden Cyber-Kriminalität ernst nehmen. Es ist ja selbst unter IT-Experten kein Geheimnis mehr, dass Hacker heute in fast jedes elektronische System eindringen können – bis hin zum US-Verteidigungsministerium. Auch eine Zentralbank war schon Opfer der Internet-Gangster. Wieso also sollten solche Kriminellen nicht auch die Konten einer Kreissparkasse leer räumen können, auf virtuellem Weg, aber mit realem Effekt? Natürlich sind die Finanzinstitute darum bemüht, ihre Systeme möglichst sicher zu machen, dafür sorgen schon immer neue Schadsoftware-Wellen. Allerdings sorgt jeder Bankkunde schon selbst dafür, dass auch sensible Daten in den imaginären Datenraum gelangen: indem er online einkauft, Bankgeschäfte erledigt oder sich bei irgendwelchen Portalen anmeldet. Wie hoch der Schaden ist, der durch Lücken in den jeweiligen Systemen für die Wirtschaft entsteht, lässt sich nur schwer abschätzen – die Spanne reicht von 250 Milliarden bis zu 1 Billion Dollar. Das zeigt, wie groß die Grauzone der Cyber-Verbrechen ist. Vor einigen Jahren wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel noch belächelt, als sie bei der Eröffnung der Computermesse Cebit davon sprach, dass das Internet noch Neuland sei. Inzwischen hat sich aber gezeigt, wie richtig sie mit dieser Einschätzung gelegen hat.

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