Wirtschaft Kommentar: Die Bahn wird verstärkt gebraucht

Die Nachfrage nach Bahnreisen wächst – trotz aller Pannen. Die

Zukunft des Schienenverkehrs hängt nun von der Schienenmaut ab.

Das Programm „Zukunft Bahn“ zielt darauf ab, durch Investitionen in bessere Qualität mehr zufriedene Kunden zu bekommen. Die Praxis wird diesem Ziel leider immer noch zu oft ganz und gar nicht gerecht. Nach dem verpatzten Fahrplanwechsel im Dezember sorgten nun am vergangenen Wochenende in Leipzig und Umgebung eingefrorene Weichen ausgerechnet während der Buchmesse für ein Desaster mit vielen Zugausfällen und teilweise stundenlangen Verspätungen. Derartige Blamagen prägen das Image der Bahn oft viel nachhaltiger als die positiven Entwicklungen, die es an vielen Stellen ja durchaus auch gibt. Ein Lichtblick ist beispielsweise die geplante Einführung eines ICE im kommenden Jahresfahrplan 2019, der Direktverbindungen von Homburg, Kaiserslautern und Neustadt nach Berlin bietet. Diesen Zug könnte auch Bahnchef Richard Lutz gut für einen Besuch in seiner Westpfälzer Heimat nutzen. Allerdings ist bezeichnend, dass für diesen neuen ICE von Saarbrücken nach Berlin kein einziger Zugkilometer mehr gefahren wird; es werden lediglich bestehende Zugläufe anders verknüpft. Deshalb gibt es auch Nachteile für Reisende, die beispielsweise von Neustadt nach Leipzig oder Dresden wollen. Umwelt- und verkehrspolitisch wünschenswert wäre eine deutliche Ausweitung des Angebots, die mehr Autofahrer zum Umsteigen auf die Bahn bewegt. Dafür müssten die Trassenpreise (die Schienen-Maut) sinken – vor allem wenn die große Koalition das im Koalitionsvertrag formulierte Ziel ernst nimmt, auch seit der Aufgabe der Interregio-Züge vom Bahn-Fernverkehr abgehängte Regionen wieder besser anzubinden. Die Senkung der Trassenpreise, die ja im Koalitionsvertrag als Ziel formuliert ist, ist der entscheidende Testfall für die Glaubwürdigkeit der von Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag formulierten bahnpolitischen Ziele.

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