Wirtschaft Kommentar: Ballast für Bilanzen

Angesichts der weiter ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank müssen noch mehr Unternehmen ihre Pensionszusagen überprüfen.

Die Heidelberger Druckmaschinen AG, der Pumpenkonzern KSB und jüngst – nach jahrelangen Verhandlungen mit den Piloten – die Lufthansa: Immer mehr Unternehmen wollen ihre finanziellen Belastungen und bilanziellen Risiken mit Blick auf Pensionszusagen minimieren. Statt einer festen Zusage über die Höhe der Pensionszahlungen verpflichten sich die Konzerne lieber zu einer bestimmten Beitragshöhe in den Altersvorsorgetopf. Ein Grund für die Umstellung sind geänderte internationale Bilanzierungsrichtlinien für Konzerne. Diese sollten eigentlich für mehr Transparenz sorgen und den Unternehmen aufzeigen, ob in ihren Pensionsverpflichtungen nicht bilanzieller Sprengstoff schlummert. Doch die Änderungen führen in vielen Fällen zu stärkeren Belastungen, da versicherungsmathematische Gewinne und Verluste in der Bilanz im Eigenkapital erfasst werden müssen. Was zu größerer Volatilität des Eigenkapitals führt und bei der Kreditbeschaffung ein Hindernis sein kann. Immer stärker jedoch belastet die Politik des billigen Geldes der Europäischen Zentralbank (EZB) die Pensionszusagen. Der Null-Zins in Europa hat bisher vor allem den Aktienmärkten einen kräftigen Schub verpasst und die Altersvorsorge von Millionen Menschen schrumpfen lassen. Das eigentliche Ziel, eine europaweite Inflationsrate knapp unter 2 Prozent, hatte die EZB lange Zeit nicht erreicht. Weil die Zentralbanker aber bei ihrer starren Haltung bleiben und den Leitzins auf Tiefststand halten, werden wohl noch mehr Firmen ihr Pensionsmodell überdenken. Pensionszusagen zu ändern, ist aber nicht einfach, wie die jahrelangen Auseinandersetzungen bei der Lufthansa gezeigt haben – gerade dann, wenn sie in Betriebsvereinbarungen geregelt sind.

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