Wirtschaft Inflationserwartungen der Finanzprofis gehen spürbar zurück

Die Inflation im Euroraum erreichte im Juli eine Rate von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Ende 2022 hatte die Teuerung
Die Inflation im Euroraum erreichte im Juli eine Rate von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Ende 2022 hatte die Teuerung Spitzenwerte von über 10 Prozent erreicht.

Die Inflationserwartungen von Finanzmarktexperten für den Euroraum gehen erstmals seit Langem spürbar zurück. Und sie rechnen damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen nicht mehr signifikant anhebt.

Das ist das Ergebnis einer Befragung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW ) in Mannheim im Rahmen seines monatlichen Finanzmarkttests im August. Aber auch wenn die Finanzprofis nun damit rechnen, dass sich die Teuerung schrittweise abschwächt, sehen sie das Inflationsziel der EZB von 2,0 Prozent erst frühestens 2026 erreicht. Die Inflation im Euroraum erreichte im Juli eine Rate von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Ende 2022 hatte die Teuerung Spitzenwerte von über 10 Prozent erreicht.

In der aktuellen ZEW-Befragung erwarten die Experten im Median für dieses Jahr eine Inflation von 5,5 Prozent, für 2024 dann 3,3 Prozent und 2025 nur noch 2,5 Prozent. Median bedeutet, die eine Hälfte der Experten rechnet mit höheren, die andere mit niedrigeren Werten als dem angegebenen. Im Mai lagen diese Prognosen noch bei 5,8 Prozent, 3,5 Prozent und 2,5 Prozent. Das ZEW stellte damit im August erstmals seit Langem einen „spürbaren“ Rückgang der Inflationserwartungen fest.

Experten erwarten Leitzinssenkungen

Die Mehrheit der Finanzprofis geht damit weiterhin davon aus, dass die EZB bis einschließlich 2025 ihr Inflationsziel von 2,0 Prozent nicht erreichen kann. Dennoch rechnen sie damit, dass die EZB in den kommenden beiden Jahren die Leitzinsen schrittweise senken, aber dabei nicht unter 2 Prozent gehen wird. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, liegt derzeit bei 4,25 Prozent. Die Erhöhung ab August war die neunte Anhebung in Folge. Als eher inflationstreibend betrachten die Experten derzeit die Lohnentwicklung und die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Eine dämpfende Wirkung hat demnach die aktuell schwache Konjunktur.

Das ZEW befragt seit 1991 Finanzmarktprofis monatlich nach deren wirtschaftlichen Erwartungen. Das Panel besteht aus etwa 350 Finanzanalysten aus Banken, Versicherungen und großen Industrieunternehmen. Angesprochen werden die Experten der Finanz-, Research- und volkswirtschaftlichen Abteilungen, der Anlage- und Wertpapierabteilungen dieser Unternehmen.

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