Wirtschaft Geschäftsklima im September leicht eingetrübt

«München/Berlin.» Der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China treibt deutschen Top-Managern momentan keine weiteren Schweißperlen auf die Stirn. Dank einer starken Binnenkonjunktur mit Bauboom und kauffreudigen Verbrauchern trübte sich das Geschäftsklima im September nur leicht ein.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel um 0,2 auf 103,7 Punkte, das ist aber der zweitbeste Wert des vergangenen halben Jahres, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner monatlichen Umfrage unter 9000 Managern ermittelte. „Die deutsche Wirtschaft zeigt sich stabil, auch wenn die Unsicherheit steigt“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest gestern. Die Führungskräfte schätzten sowohl ihre Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden Monate etwas schlechter als zuvor ein. Der leichte Rückgang des wichtigsten Frühindikators für die deutsche Konjunktur geht allein auf die Kappe der exportabhängigen Industrie, die unter dem von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikten leidet. In der Industrie trübte sich das Klima erneut ein. Dabei bewerteten die Manager die Lage merklich schlechter, die Aussichten aber so gut wie seit sieben Monaten nicht mehr. Bei den Dienstleistern und im Handel zeigte das Stimmungsbarometer nach oben, in der Baubranche erreichte es sogar ein Rekordniveau. „Die starke Binnenkonjunktur überdeckt die Delle in der exportlastigen Industrie fast komplett“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Experten geben allerdings noch keine Entwarnung für die Industrie, hat doch der Handelskonflikt zwischen den USA und China gerade erst eine neue Eskalationsstufe erreicht. Gestern morgen traten neue Zölle der USA auf Waren aus der Volksrepublik im Umfang von 200 Milliarden Dollar (rund 170 Milliarden Euro) in Kraft. Zugleich wurden Gegenmaßnahmen der Regierung in Peking wirksam. Der Konflikt zwischen den USA und China ist aber nicht die einzige Sorge der deutschen Manager. Auch ein möglicher Chaos-Brexit und die Haushaltspläne der italienischen Regierung spielten eine Rolle: „Trotz guter Stimmung macht sich bei den Unternehmen allmählich Unsicherheit breit“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. Die Währungskrise in der Türkei hält er für die deutsche Wirtschaft für verkraftbar – wenn sie auf das Land beschränkt bliebe und keinen Dominoeffekt auf andere Schwellenländer auslöse. Die Bundesbürger blicken weiterhin zuversichtlicher in die Zukunft als die meisten anderen Europäer. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Nielsen hervor. „Die Bundesbürger sind in ihrer Verbraucherstimmung konstant optimistisch“, fasste Nielsen-Deutschland-Chef Ingo Schier das Ergebnis zusammen. Seit gut fünf Jahren belege Deutschland einen festen Platz unter den Top Fünf der optimistischsten Verbraucher. Aktuell sind Nielsen zufolge nur noch Dänen, Tschechen und Iren zuversichtlicher als die Bundesbürger.

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