Wirtschaft Führungsriege von VW vor Umbau

Der 2015 von BMW zu VW gewechselte Markenchef Herbert Diess soll den bisherigen VW-Chef Matthias Müller ablösen.
Der 2015 von BMW zu VW gewechselte Markenchef Herbert Diess soll den bisherigen VW-Chef Matthias Müller ablösen.

«Wolfsburg». Volkswagen-Chef Matthias Müller könnte schon in wenigen Tagen seinen Posten räumen.

Der größte deutsche Autobauer erwägt „personelle Veränderungen im Vorstand“, teilte er gestern mit. Der seit September 2015 an der VW-Spitze stehende Müller habe seine „grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, an den Veränderungen mitzuwirken“. Gespräche mit mehreren Mitgliedern des Aufsichtsrats und des Vorstands liefen derzeit. Medienberichten zufolge planten die Eigentümer-Familien Porsche und Piëch den Führungswechsel seit mehreren Monaten. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Dieter Pötsch sei darüber informiert gewesen. Wie mehrere Medien nach der Ankündigung durch VW berichteten, soll Müller als Konzernchef gehen, sein Nachfolger soll VW-Markenchef Herbert Diess werden. Das solle der VW-Aufsichtsrat am Freitag beschließen. Neben den Umbauplänen könnte es auch um eine mögliche Abspaltung des Lkw-Geschäfts gehen. Volkswagen wollte sich über seine Mitteilung hinaus nicht äußern. Diese sei versandt worden, weil das die Regularien für den Finanzmarkt so verlangten, sagte ein Sprecher des Aufsichtsrats. Dass für Freitag eine Sitzung des Gremiums geplant ist, wollte der Sprecher nicht bestätigen, die mögliche Personalie Diess wollte er ebenfalls nicht kommentieren. Der Vertrag von Müller (64), der den weltgrößten Autobauer seit Bekanntwerden des Dieselskandals vor dreieinhalb Jahren führt, läuft noch bis 2020. Diess (59) kam 2015 von BMW und handelte unter anderem ein Reform- und Sparprogramm bei der Stammsparte mit dem mächtigen Betriebsrat aus. Bei Volkswagen sind die internen Strukturen seit langem ein wichtiges Thema. Der riesige Konzern kämpft mit seinem komplexen Aufbau und will den einzelnen Marken und Regionen mehr Verantwortung geben. Außerdem erfordern die Elektromobilität und die Vernetzung viele Veränderungen. Volkswagen investiert hier bereits Milliarden. Zeitgleich mit den Wolfsburgern ging die Muttergesellschaft Porsche SE an die Öffentlichkeit und teilte mit, dass Veränderungen im VW-Vorstand auch zu Änderungen im Vorstand bei der Porsche SE führen könnten. Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte Porsche SE hält gut 52 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen. Müller hatte vor einigen Tagen dem „Spiegel“ gesagt, aus seiner Sicht müsse das oberste Management von Volkswagen „weiblicher, jünger und internationaler“ werden. „Das ist ein riesiges Problem des Konzerns. Ich würde auf jeden Fall gerne mit dem Aufsichtsrat diskutieren, wie der Konzern nach meiner Zeit geführt werden soll und von wem.“ Der frühere Porsche-Chef war im Herbst 2015 an die Spitze von Volkswagen gekommen, nachdem Vorgänger Martin Winterkorn im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden des Diesel-Skandals in den USA zurückgetreten war. Weil im Zusammenhang mit der Affäre um manipulierte Abgastests viel grundsätzliche Kritik an den Abläufen bei VW laut wurde, stieß Müller Initiativen zu einem „Kulturwandel“ an. Im vergangenen Jahr legte Volkswagen erneut stark zu. Die Kernmarke warf einen Betriebsgewinn von rund 3,3 Milliarden Euro ab – bereinigt um Sonderkosten für die Diesel-Affäre. Unabhängig davon müsse der Kulturwandel jetzt jedoch mutig und offen angegangen werden, hieß es aus dem Aufsichtsrat. An der Börse sorgte die Aussicht auf Veränderung bei VW-Papieren für Auftrieb: VW-Vorzugsaktien stiegen zeitweise um 5 Prozent und waren damit unter den führenden Werten im Dax. Aktienchart

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