Motorbau Deutz-Chef muss seinen Posten räumen

Die Unternehmenszentrale der Deutz AG steht im Kölner Stadtteil Porz-Eil.
Die Unternehmenszentrale der Deutz AG steht im Kölner Stadtteil Porz-Eil.

Vier Männer, aber keine Frau. So sah der Vorstand der Deutz AG bisher aus. Bei Nachbesetzungen muss sich das ändern – aber über das Wie wurde man sich nicht einig. Jetzt muss der Chef gehen. Aktionärsschützer sprechen von einem „Super-Gau“.

Nach Differenzen über den Umgang mit Vorgaben für mehr Frauen in Vorständen muss der Chef des Kölner Motorenbauers Deutz seinen Posten räumen. Der Vorstandsvorsitzende Frank Hiller ist vom Aufsichtsrat einstimmig aus dem Vorstand abberufen worden, teilte die Deutz AG am Samstagabend mit. Er scheide mit sofortiger Wirkung aus. Seinen Posten übernehme der bisherige Finanzvorstand und Arbeitsdirektor Sebastian Schulte, der seine bisherigen Bereiche interimsweise weiterführe. Der Aufsichtsrat habe bereits einen Prozess aufgesetzt, um die Vakanz im Vorstand im Sinne des Zweiten Führungspositionen-Gesetzes mit einer Frau zu füllen. Wie das Unternehmen am Samstagabend weiter mitteilte, wurde Dietmar Voggenreiter zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende, Bernd Bohr, habe den Vorsitz niedergelegt, bleibe aber ordentliches Mitglied des Kontrollgremiums.

Nach Berichten des „Handelsblatts“ hat Aufsichtsratschef Bernd Bohr (65) gibt seinen Vorsitz abgegeben, bleibe aber einfacher Aufsichtsrat.

Bislang ist die Chefetage der Firma von vier Männern besetzt – und keiner Frau. Seit August 2021 müssen von Gesetzes wegen neue Regeln zur Besetzung von Spitzenpositionen befolgen. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorstandsmitgliedern müssen demnach bei Nachbesetzungen in der Top-Management-Etage sicherstellen, dass mindestens eine Frau im Vorstand vertreten ist.

Gesetz große Herausforderung

Ein Unternehmenssprecher bestätigte, dass es eine Diskussion über die Umsetzung der Vorgabe gegeben habe, insbesondere darüber, wie das vorausschauend am besten erfolgen könne. Dabei habe es unterschiedliche Auffassungen gegeben. Am Ende habe der Aufsichtsrat die genannten Entscheidungen getroffen, sagte der Sprecher am Sonntag auf Anfrage. Zuvor hatte es Medienberichte über die Differenzen gegeben.

Spätestens Ende 2022 beziehungsweise Anfang 2023 hätte das Thema Vertragsverlängerung bei zwei der bisher vier Vorstände angestanden, sagte der Sprecher weiter.

Drei Produktionsstandorte in Deutschland

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bezeichnete die Vorgänge bei Deutz als „Super-Gau“. So etwas dürfe schlichtweg nicht passieren, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Hier müsse der Aufsichtsrat und vorneweg der Aufsichtsratsvorsitzende frühzeitig die Weichen stellen und Entscheidungen treffen. Die Vorgaben des Zweiten Führungspositionen-Gesetzes seien gerade für mittelständisch geprägte Unternehmen eine große Herausforderung.

Das Unternehmen wurde im Jahr 1864 als N.A. Otto & Cie. in Köln gegründet. Nach Unternehmensangaben ist die Deutz AG heute die älteste Motorenfabrik der Welt und einer der weltweit führenden unabhängigen Motorenhersteller. In Deutschlnand betreibt Deutz drei Produktionsstandorte: neben Köln noch in Herschbach (Westerwaldkreis) sowie das Kleinserien und Servicewerk in Ulm.

Frank Hiller
Frank Hiller
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