Wirtschaft China zeigt Gelassenheit

Trumps Strafzölle auf Stahlimporte richten sich vor allem gegen China. Dabei hat Peking seine Hausaufgaben längst gemacht.

China bezeichnete den Beschluss zwar als einen „schweren Angriff auf die internationale Handelsordnung“. Die chinesische Führung in Peking werde „wirksame Maßnahmen“ ergreifen, heißt es in einer Stellungnahme des chinesischen Handelsministeriums. Konkret ist Peking bislang aber nicht geworden. Anders als in Europa, wo große Aufregung über die Zölle herrscht, blickt Chinas Führung dem Streit betont entspannt entgegen. Pekings Gelassenheit lässt sich damit erklären, dass China überhaupt nicht mehr viel Stahl in die USA ausführt. Von den 35,6 Millionen Tonnen Stahl, die die USA im vergangenen Jahr importiert haben, kamen gerade einmal 2,9 Prozent aus der Volksrepublik. Der Groll der USA auf China ist dennoch groß – nicht erst seit Trump im Amt ist. Das Reich der Mitte ist seit Jahren der mit Abstand größte Stahlproduzent der Welt. Diese Entwicklung geht auf die Weltfinanzkrise von 2009 zurück. Damals war der Rest der Welt dankbar für Chinas Engagement. Mit einem gewaltigen Konjunkturpaket hatte Peking das eigene Land vor der Krise geschützt, und die Weltwirtschaft wieder in Schwung gebracht. Für die Stahlbranche waren Pekings Staatshilfen jedoch zu viel des Guten. 2016 stellte die Volksrepublik über 800 Millionen Tonnen Rohstahl her – mehr als der Rest der Welt zusammen. Rund 70 Prozent der Überkapazitäten gingen auf China zurück. Massiver Preisverfall war die Folge. In den USA mussten in den letzten 18 Jahren zehn Stahlwerke schließen. Die Beschäftigung ging um 35 Prozent zurück. Die EU reagierte bereits 2016 auf Chinas Überkapazitäten. Doch die Strafzölle von bis zu 74 Prozent brachten nicht viel. Der billige Stahl aus Fernost fand seinen Weg über andere Märkte und erhöhte dort den Druck. Seitdem kommt der Billigstahl aus Brasilien, Iran und Russland nach Europa. Das ist auch Trumps Problem: Gezielte Strafzölle auf Stahl nur aus China würden gar nichts nützen. China leitet bereits jetzt schon einen Großteil seiner Überschüsse etwa nach Kanada und Südkorea um. Nimmt Trump nun Kanada aus, konterkariert er sein Vorhaben. Zudem kommt der US-Präsident viel zu spät. China macht bereits seine Hausaufgaben. So hat die chinesische Führung 2017 die Produktionskapazitäten um 20 Millionen Tonnen gesenkt. Dieses Jahr sollen die Überkapazitäten um weitere 30 Millionen Tonnen abgebaut werden. Tausende unrentabler Stahlwerke mussten schließen. Nach Ansicht von Ökonomen will Trump generell das Handelsungleichgewicht zwischen China und seinem Land angehen. Es war 2017 mit 375,2 Milliarden Dollar (rund 303 Mrd Euro) das höchste der US-Geschichte. Trump fordert von China Vorschläge, wie das Handelsdefizit um 100 Milliarden Dollar gesenkt werden kann. Selbst wenn China sich darauf einlässt – für Trump könnte sich daraus ein neues Problem ergeben. Jedem Exportüberschuss, den China gegenüber den USA erzielt, steht ein Rückfluss an Kapital gegenüber. China hat seine Überschüsse zu einem großen Teil in US-Schuldpapieren angelegt. Chinesische Gläubiger halten derzeit US-Staatsanleihen und andere Schuldtitel im Wert von 1,15 Billionen Dollar. Wenn das Handelsdefizit sinkt, schwindet für Trump eine wichtige Quelle bei der Staatsfinanzierung.

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