Wirtschaft BMW schaut nach vorne

Statt von der Razzia tags zuvor, redete BMW gestern lieber über seine achte Rekordbilanz in Folge.

Bemerkenswert, dass BMW-Chef Harald Krüger über die Durchsuchungen von 100 Polizisten und Staatsanwälten in der Münchner BMW-Zentrale, dem dortigen Entwicklungszentrum und dem Dieselmotorenwerk im österreichischen Steyr am Dienstag gestern kein einziges Wort verlor. Er referierte stattdessen über 2017, das achte Rekordjahr in Folge, dem 2018 eine weitere Spitzenperiode folgen soll. Etwas gesprächiger hinsichtlich des brandaktuellen Verdachts auf Abgasmanipulation war Entwicklungschef Klaus Fröhlich: Er widersprach der Justiz. Erstens sei es „ein menschlicher Fehler“ und kein gezielter Manipulationsversuch gewesen, der bei 11.400 BMW-Dieselmodellen der Typen 750d und M550d zu einer typenwidrig aufgespielten Abgassoftware geführt habe. Zweitens betreffe die das Abgasverhalten sowohl am Prüfstand als auch auf der Straße. „Eine prüfstandsspezifische Einflussnahme sehen wir nicht“, sagte Fröhlich. „Es besteht der Anfangsverdacht, dass die BMW AG eine prüfstandsbezogene Abschalteinrichtung verwendet hat“, teilten hingegen die Ermittler mit. Nun ist ein Verdacht noch keine Gewissheit, weshalb nun bei der Razzia beschlagnahmte Unterlagen gesichtet werden. Fest steht: Weder das Kraftfahrtbundesamt noch die Münchner Staatsanwälte halten die Erklärungen des Premiumherstellers für glaubhaft genug, um die Sache auf sich beruhen zu lassen. Die erwarteten US-Zölle auf Stahl und Aluminium würden BMW eine niedrige zweistellige Millionensumme kosten, sagte Krüger. Falls auch aus der EU in die USA exportierte Autos mit Strafzöllen belegt würden, könne BMW wie kein anderer Autobauer darauf reagieren. „Wir haben die beste Ausgangsposition“, so Krüger und meint den Umstand, dass die weltgrößte BMW-Fabrik das US-Werk in Spartanburg ist. 70 Prozent der dort gefertigten Pkw gehen in den Export. 2017 waren die Münchner mit 270.000 aus den USA in alle Welt verschifften Autos größter US-Pkw-Exporteur. 250.000 BMW wurden aus der EU in die USA importiert. Bei der Rentabilität stehen die Bayern an der Spitze des Premiumtrios mit Mercedes-Benz und Audi. Im vergangenen Jahr stiegen der Absatz der Münchner im Vergleich zu 2016 um 4 Prozent auf 2,5 Millionen Autos und der Umsatz um 5 Prozent auf fast 99 Milliarden Euro. Unter dem Strich stieg der Gewinn – auch dank US-Präsident Donald Trumps Steuerreform – um ein Viertel auf 8,6 Milliarden Euro. Ein Drittel davon wird an die Aktionäre ausgeschüttet. Je Stammaktie steigt die Dividende um 50 Cent auf 4 Euro, 4,02 Euro gibt es je Vorzugsakte. Die BMW-Mitarbeiter in Deutschland erhalten im Schnitt 9500 Euro Erfolgsbeteiligung. Audi ist mit im Schnitt 4770 Euro je Facharbeiter Schlusslicht, Daimler zahlt 5700 Euro, Porsche bis zu 9656 Euro, wie der Sportwagenhersteller gestern bekanntgab. Kommentar

x