Flugverkehr Beinahe-Unglück: US-Flugzeugbauer Boeing unter Druck

Das abgerissene Kabinenteil von Alaska-Airlines-Flug 1282 wurde in einem Garten in Portland gefunden.
Das abgerissene Kabinenteil von Alaska-Airlines-Flug 1282 wurde in einem Garten in Portland gefunden.

Dem US-Flugzeugbauer Boeing droht nach einer dramatischen Panne eine erneute Krise. Im Zentrum steht wieder einmal der Unglücksflieger 737 Max.

Es ist ein Albtraum: In knapp 5000 Metern Höhe bricht eine Seitenwand aus einem Flugzeug, ein riesiges Loch klafft im Rumpf. Dieses Horrorszenario wurde für 177 Passagiere und sechs Crewmitglieder Realität, die am Freitag mit einer Boeing 737 Max 9 in Portland im US-Staat Oregon starteten. Am Ende gelang die Notlandung; alle kamen mit dem Schrecken davon. Doch für den US-Flugzeugbauer Boeing ist der Vorfall ein Desaster – die dramatische Panne erschüttert das Vertrauen in den Airbus-Rivalen, der sich nach langer Krise gerade erst wieder berappelt hat.

Im Zentrum steht abermals die Modellreihe 737 Max. Der Flugzeugtyp ist einerseits Boeings Verkaufsschlager und wichtigster Umsatzbringer, macht andererseits aber seit Jahren als Pannen- und Unglücksflieger Schlagzeilen. Zwei Abstürze des Mittelstreckenjets, bei denen im Oktober 2018 und im März 2019 insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen, führten zu rund anderthalbjährigen Startverboten und warfen die Amerikaner im Wettkampf mit dem europäischen Kontrahenten Airbus weit zurück.

Warum genau die Seitenwand der 737 Max 9 beim Alaska-Airlines-Flug 1282 kurz nach dem Start herausflog, ist noch nicht geklärt. Erste Ergebnisse deuten freilich auf Schlampereien und Nachlässigkeiten bei Produktion und Qualitätskontrolle. Alaska und United Airlines fanden bei Inspektionen ihrer 737-Max-9-Flotten lose Teile und lockere Schrauben an weiteren Maschinen. Die Konsequenzen sind drastisch: Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hat angeordnet, den Flugzeugtyp bis auf Weiteres aus dem Verkehr zu ziehen. 171 Maschinen weltweit dürften vorerst nicht mehr abheben. Der Großteil davon entfällt auf die USA.

Allerdings ist auch Alaska Air unter Druck: Laut US-Ermittlern entschied die Fluggesellschaft, die erst im Oktober in Betrieb genommene Problemmaschine trotz wiederholten Anspringens eines Warnsystems zum Kabinendruck einzusetzen. Auch die US-Luftfahrtbehörde FAA muss sich rechtfertigen: Seit der Wiederzulassung nach den Abstürzen prüft die Aufsicht jede 737 Max, bevor sie die Zulassung erteilt.

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