Interview RHEINPFALZ Plus Artikel BASF-Chef Brudermüller: So sieht die Zukunft für das Stammwerk in Ludwigshafen aus

„Auch einen Verlust des China-Geschäfts würde BASF überstehen“: BASF-Chef Martin Brudermüller:
»Auch einen Verlust des China-Geschäfts würde BASF überstehen«: BASF-Chef Martin Brudermüller:

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Für BASF-Chef Martin Brudermüller ist das umstrittene Engagement des Chemiekonzerns in China unverzichtbar. Im Gespräch mit Yannick Dillinger und Olaf Lismann nennt er Gründe. Er erläutert zudem, wie es mit der Beschäftigung im Ludwigshafener Stammwerk weitergeht, was Klimaneutralität Verbrauchern wert sein muss und warum er im kommenden Jahr seinen Posten räumen wird.

Herr Brudermüller, wie steht es um das Stammwerk der BASF in Ludwigshafen?
Dieser Standort ist das Herz und das Kraftzentrum der BASF, das wird er auch bleiben. Wir investieren hier jährlich auch weiterhin rund 2 Milliarden Euro in Instandhaltung, neue Anlagen und in die grüne Transformation von Anlagen und Infrastruktur. Wenngleich ich sagen muss, dass die Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa schwierig geworden sind. Da als BASF noch Kurs zu halten, wird immer schwieriger.

Sie stellen dem Standort Europa im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen ein schlechtes Zeugnis aus: schwaches Wachstum, überbordende Regulierung, erstickende Bürokratie. Sie reagieren mit Kostensenkungen, legen mehr als neun Anlagen im Stammwerk still und bauen am Standort Stellen ab. Ist das das Ende der jahrelang relativ stabilen Beschäftigung in Ludwigshafen mit rund 39.000 Mitarbeitern?
Ludwigshafen konnte zum größten Chemiestandort der Welt wachsen, weil wir ihn immer international wettbewerbsfähig halten konnten. Heute kämpfen wir mit teils rückläufiger Marktentwicklung in Europa durch die Verlagerung der Marktdynamik nach Asien, mit auf viele Jahre strukturell deutlich höheren Energiepreise sowie einer massiven Überregulierung in Europa. Dies alles führt zu einem spürbaren Wettbewerbsverlust der europäischen Chemieindustrie. Wir bleiben unter unseren Möglichkeiten in Europa. Das wühlt mich wirklich auf. Wir könnten Menschen und Technologie ganz anders zum Einsatz bringen. Schauen Sie sich beispielsweise an, wie langsam, wie kompliziert Genehmigungsprozesse verlaufen. Viele der Regulierungen aus Brüssel – es sind mittlerweile über 14.000 Seiten – sind von der Vorstellung und Anmaßung getrieben, dass die Politik besser wisse als die Industrie, welche Technologie bis wann wie anzuwenden sei. Warum schnüren wir das alles so ein? Das könnte doch alles viel besser laufen.

Wie denn?
Die grüne Transformation muss ein Business-Case werden. Sie muss ein wirtschaftliches Geschäft ermöglichen.

Also eine Art Geschäftsmodell ...
Genau. Die richtige Frage wäre: Was braucht die Industrie, damit sie in die Transformation investiert und damit auch Geld verdient? So kämen wir am schnellsten ans Ziel. Aktuell ist Europa zu schwerfällig: mit viel Papier und vielen Worten. Das bemerken wir im Wettbewerb der Regionen. Und das beunruhigt mich. Wir sind ein global tätiges Unternehmen – in China, in den USA, aber eben auch in Ludwigshafen. Der Unterschied: Hier ist alles deutlich schwerfälliger. Wir müssen das Regulatorische entrümpeln, damit wir schneller und innovativer werden können.

Es gibt einen Fachkräftemangel, den auch die BASF spürt.
Eindeutig.

Sie bauen trotzdem Stellen in Ludwigshafen ab. Noch einmal: Gibt es eine Trendumkehr bei der Beschäftigung hier am Standort?
Ich gehe schon davon aus, dass es über die Zeit etwas weniger wird. Wobei wir in diesem Zusammenhang auch die gestiegene Arbeitsproduktivität im Blick haben müssen. Als ich 1988 zur BASF kam, arbeiteten hier rund 55.000 Beschäftigte, heute sind es 39.000. Die produzieren aber mittlerweile doppelt so viele Chemikalien und Produkte wie damals. Wir müssen außerdem unterscheiden zwischen den Menschen, die wir heute beschäftigen, und den Stellen, die wegfallen. Wir müssen aktuell Pensionierungen in der Größenordnung von etwa 1000 pro Jahr ersetzen, da brauchen wir jede Fachkraft. Wenn wir jetzt etwa eine Ammoniakanlage schließen, dann verlieren diese Kolleginnen und Kollegen nicht ihre Arbeit. Wir brauchen sie hier im Werk und werden ihnen dann auch andere Positionen anbieten.

Von Anlagenschließungen sind weitere 700 Beschäftigte betroffen ...
Genau. Sie werden aber eben zum allergrößten Teil ihren Arbeitsplatz behalten. Wir haben bereits einen sehr großen Teil von ihnen an andere Stellen im Werk vermittelt. Über eine Standortvereinbarung schließen wir zudem bis Ende 2025 betriebsbedingte Kündigungen aus. Wir gehen hier immer mit großer Umsicht und sozialer Ausgewogenheit vor. Aber es ist richtig: Es werden in Ludwigshafen insgesamt 2500 Arbeitsplätze abgebaut. Demografisch bedingte Abgänge entspannen in gewisser Weise den Fachkräftemangel. Digitalisierung und Automatisierung werden die Arbeitsproduktivität erhöhen. Deshalb wird die Beschäftigung in Ludwigshafen über die Zeit etwas zurückgehen. Wird es einen Kahlschlag geben? Nein!

Die BASF setzt stark auf den Standort China und schafft dort zusätzliche Arbeitsplätze. Im Süden des Landes, in Zhanjiang, entsteht gerade ein neuer Verbundstandort für 10 Milliarden Euro. Zugleich zeigt sich die Volksrepublik offen bereit dazu, Taiwan anzugreifen. Die Beziehungen zwischen China und den USA sind auf einem Tiefpunkt. Die Bundesregierung sieht die Volksrepublik als systemischen Rivalen und rät zu einem De-Risking. Sie selbst räumen ein, dass es bei einem Angriff Chinas auf Taiwan auch „ein Desaster-Risiko“ für die BASF gibt. Dann könnten Sie doch das China-Geschäft der BASF komplett vergessen, oder? Gehen Sie da nicht zu hohe Risiken ein?
China ist zunächst einmal der größte Chemiemarkt der Welt. Der Markt dort macht 50 Prozent des Weltchemiemarktes aus. Er wird weiter wachsen, und zwar deutlich stärker als in allen anderen Regionen der Welt. 75 Prozent des künftigen Nachfragewachstums bis 2030 weltweit wird alleine auf China entfallen. Deshalb muss sich die BASF als größtes Chemieunternehmen der Welt zwei Fragen stellen: Was ist das Risiko, wenn ich nicht dort bin? Und wie hoch ist es, wenn ich dort bin?

„Gehen Sie da nicht zu hohe Risiken ein?“: Chefredakteur Yannick Dillinger (Mitte) und Olaf Lismann (links) im Gesprächt mit dem
»Gehen Sie da nicht zu hohe Risiken ein?«: Chefredakteur Yannick Dillinger (Mitte) und Olaf Lismann (links) im Gesprächt mit dem BASF-Vorstandsvorsitzenden Martin Brudermüller.
Und wie fallen Ihre Antworten aus?

13 Prozent des Umsatzes der BASF entfällt aktuell auf China, übrigens fast genauso viel wie in Deutschland. Das Geschäft ist sehr profitabel. Das Marktwachstum dort und die aktuelle Leistung sprechen dafür, als BASF mehr vom Geschäft dort zu profitieren. Deshalb haben wir uns auch dazu entschlossen, zu investieren. Ich kann natürlich auch nicht völlig ausschließen, dass ein Restrisiko im Hinblick auf eine Eskalation mit Taiwan besteht. Wir haben uns die Entscheidung nicht leichtgemacht, das genau angeschaut und Chancen und Risiken sorgfältig abgewogen. Wir haben auch viele Experten eingeladen. Und wir sind zu dem Schluss gekommen: Für die BASF sind die Chancen größer als die Risiken.

Und wenn die Volksrepublik nun doch Taiwan angreift? Was würde das für die BASF bedeuten?
Fragen Sie lieber, was es – neben der menschlichen Tragödie – für die Weltwirtschaft bedeuten würde, wenn China mit Sanktionen belegt und dadurch die Wirtschaft weltweit durcheinandergeraten würde. Auch einen Verlust des China-Geschäfts würde BASF überstehen. Wir wären deutlich kleiner und weniger profitabel. Es wäre mit der verbleibenden Finanzkraft dann sicher nicht mehr so einfach zu stemmen, einen Standort wie Ludwigshafen in die grüne Zukunft zu bringen.

Allerdings mehren sich mittlerweile die Stimmen, die die Wachstumsaussichten Chinas gar nicht mehr so rosig bewerten. Die Konjunktur stockt, die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch, das Land hat ein demografisches Problem, die Provinzen sind hochverschuldet. Stimmen eigentlich Ihre Erwartungen noch?
Wir haben bei den Planungen für den neuen Verbundstandort Zhanjiang schon sehr konservativ gerechnet. Und: Im Moment ruckelt es überall. Viele merken jetzt, in China können sie auch nicht übers Wasser laufen. Wir hatten Anfang des Jahres noch die Erwartung, dass sich die chinesische Wirtschaft schneller erholt. Ehrlicherweise gelingt ihnen das aktuell nicht. Aber wenn Sie betrachten,

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