Wirtschaft Außer-Haus-Verkauf: Mehrweg bald Pflicht?

Immer mehr Cafés bieten den Kaffee zum Mitnehmen schon in Mehrweg-Pfandbechern an.
Immer mehr Cafés bieten den Kaffee zum Mitnehmen schon in Mehrweg-Pfandbechern an.

Speisen und Getränke zum Mitnehmen sind im Trend. Damit dabei weniger Plastikmüll anfällt, soll bald eine Mehrwegverpackung verpflichtend zum Angebot gehören. Auch das Getränkepfand soll ausgeweitet werden. Es sind zwei von vielen Baustellen im Kampf gegen Einwegplastik.

Immer mehr Cafés bieten den Kaffee zum Mitnehmen schon in Mehrweg-Pfandbechern an – ab 2022 soll das aus Sicht von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) Pflicht werden. Auch wer Speisen „to go“ in Einwegverpackungen aus Plastik anbietet, soll dann verpflichtend und ohne Aufpreis eine Mehrweg-Verpackung anbieten. Es falle zu viel Verpackungsmüll in Deutschland an, sagte Staatssekretär Jochen Flasbarth am Freitag. Die Pfandpflicht soll ausgeweitet werden auf alle Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen.

Eine Ausnahme sieht Schulzes Gesetzentwurf vor, wenn ein Geschäft sowohl höchstens drei Mitarbeiter hat als auch eine Fläche von maximal 50 Quadratmetern – dann soll es reichen, auf Wunsch den Kunden die Produkte in mitgebrachte Mehrwegbehälter abzufüllen. Wer Essen nur auf Tellern oder etwa eingewickelt in Alufolie verkauft, ist ebenso ausgenommen wie Pizzerien, die Pizza im Karton verkaufen, denn es geht um die Vermeidung von Plastikmüll.

Die Reform des Verpackungsgesetzes setzt EU-Richtlinien um, teils geht sie auch darüber hinaus. Flasbarth sagte, er sei „ganz zuversichtlich“, dass der Vorschlag in der schwarz-roten Koalition durchkomme. Der Verbrauch von Verpackungen in Deutschland nimmt Jahr für Jahr zu. 2018 erreichte die Müll-Menge erneut ein Hoch: 18,9 Millionen Tonnen fielen an, rechnerisch 227,5 Kilogramm pro Kopf. Etwa die Hälfte davon geht auf das Konto der Verbraucher. Als einen Grund nennt das Umweltbundesamt den Trend, Essen und Getränke unterwegs zu konsumieren.

Auch für Saft

Beim Einweg-Pfand gab es bisher Ausnahmen, zum Beispiel für Saft. So konnte es vorkommen, das auf die gleiche Verpackung je nach Inhalt mal Pfand gezahlt werden musste, mal nicht – damit soll grundsätzlich Schluss sein, wie Flasbarth sagte: „Völlig egal, was drin ist.“

Um die Recyclingbranche zu stärken, sollen Quoten zur Verwendung von recyceltem Material kommen: 25 Prozent für neue PET-Plastikflaschen ab 2025, 30 Prozent für alle neuen Plastikflaschen ab 2030, jeweils bis zu einer Flaschengröße von drei Litern. Die Branche fordert das schon lang, denn es wird zwar nach und nach mehr Plastikmüll recycelt, das daraus gewonnene Material ist aber wenig nachgefragt. Nun erlaube die EU diese Quote endlich, sagte Flasbarth. Ziel sei, das künftig auch auf andere Bereiche auszuweiten.

Kunststoff und Styropor vor dem Aus

Auf anderen Wegen wird Einweg-Plastik ebenfalls schon zurückgedrängt: Ab Mitte 2021 ist in der EU der Verkauf von Besteck, Tellern, Trinkhalmen und einigen weiteren Wegwerfprodukten aus Kunststoff verboten – denn da gibt es längst Alternativen. Auch für Becher und Speisen-Behälter aus Styropor ist dann Schluss.

Das deutsche Plastiktüten-Verbot kommt nach Angaben des Umweltministeriums voran. Das Kabinett hatte das Aus für Standard-Tüten an der Ladenkasse schon im Juni beschlossen. Nun hätten sich auch Union und SPD im Bundestag darauf geeinigt, sagte Flasbarth. Damit sei Ende 2021 Schluss mit den Plastiktüten.

Die Grünen im Bundestag forderten, noch weiter zu gehen: „Für Getränkeverpackungen braucht es eine gesetzlich verankerte und sanktionsbewährte Mehrwegquote von 80 Prozent bis 2025“, so die umweltpolitische Sprecherin Bettina Hoffmann. Nötig sei mehr Mehrweg auch bei Lebensmittelverpackungen im Einzelhandel und beim Versand.

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