Wirtschaft Abgasskandal: Justiz weitet Ermittlungen gegen Audi aus

Der VW-Abgasskandal wird immer mehr zu einem Skandal von Premiumtochter Audi. Nun sollen auch mit gefälschten Fahrgestellnummern Kfz-Zulassungen erschlichen worden sein.

Die Abgasbetrügereien im VW-Konzern sind um eine Variante reicher. Die Staatsanwaltschaft München hat wegen eines weiteren Betrugsverdachts Ermittlungen aufgenommen, bestätigt eine Justizsprecherin. Dabei geht es um Praktiken in Südkorea. Zuständig fühlen sich die Münchner Ermittler, weil die mutmaßlichen Betrügereien zwar im Fernen Osten ausgeführt, aber an deutschen Audi-Standorten vorbereitet worden sein sollen. Es geht dabei um Vorgänge aus dem Jahr 2013, bestätigen Insider. Dabei sollen drei Audi-Mitarbeiter die Testdaten für Wagen, die zur Zulassung in Südkorea bestimmt gewesen sind, gezielt manipuliert und das darüber hinaus durch eine Fälschung der Fahrgestellnummern kaschiert haben. Auf diese Weise hat sich Audi mutmaßlich mehrfach Zulassungen für Modelle erschlichen, die sonst wegen zu hoher Verbrauchs- und Abgaswerte keine bekommen hätten. Beim unter Betrugsverdacht stehenden Trio habe es sich um keine hochrangigen Manager oder ehemalige Vorstände gehandelt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München. Pikant ist diese neue Facette des Abgasbetrugs auch, weil Audi den Fall längst intern ermittelt hatte, ohne davon die deutsche Justiz zu informieren. Rechtlich ist der Konzern dazu zwar nicht verpflichtet, sagen Justizexperten. Es war aber klar, dass die Vorgänge nicht unentdeckt bleiben konnten. Denn bei einer Razzia in Ingolstadt im März 2017 haben Münchner Fahnder unter anderem auch einen internen Prüfbericht der Audi-Revisionsabteilung beschlagnahmt, der die Vorgänge in Südkorea im Detail beschrieben hat. Audi bestätigt dessen Existenz, macht aber zu den Inhalten mit Verweis auf die nun auch in Deutschland laufenden Ermittlungen dazu keine weiteren Angaben. Sie verweisen nur vage darauf, dass es im Zuge der internen Aufarbeitung des Skandals zu mehreren Freistellungen und Entlassungen gekommen sei. Auch der inzwischen ausgeschiedene langjährige Audi-Chef Rupert Stadler soll über den Prüfbericht informiert gewesen sein. Einen Zusammenhang zu seiner jüngsten Vertragsauflösung mit Audi und VW gebe es nicht, betont ein Insider. Stadler sitzt seit über drei Monaten in der Justizvollzugsanstalt Augsburg in Untersuchungshaft. In Südkorea selbst sind die Vorgänge bereits juristisch abgearbeitet worden. Dabei ist ein VW-Manager zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Bei dem jetzt von der Münchner Justiz verdächtigten Trio soll es sich um andere Personen handeln als diejenigen, die bereits in Südkorea zur Rechenschaft gezogen worden sind.

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