Wirtschaft ABB: Milliardenzukauf in den USA

«Zürich.»Der Schweizer Technologiekonzern ABB stemmt den zweiten milliardenschweren Zukauf innerhalb eines halben Jahres. ABB übernimmt vom Rivalen General Electric (GE) für 2,6 Milliarden Dollar (rund 2,18 Mrd Euro) dessen Elektrifizierungsgeschäft und baut damit die Marktposition in den USA weiter aus.

Doch auf ABB-Chef Ulrich Spiesshofer und seine Kollegen wartet viel Arbeit, denn GE Industrial Solutions verliert Marktanteile im Heimatmarkt und hinkt den Konkurrenten bei der Rentabilität hinterher. „Wir wissen genau, wie wir dieses Geschäft wieder zum Blühen bringen“, sagte Spiesshofer gestern. Mit der Übernahme verkürzt ABB, dessen deutsche Landesgesellschaft mit rund 10.500 Beschäftigten von Mannheim aus gesteuert wird, den Rückstand auf die französische Schneider, den Weltmarktführer bei Elektrifizierung. Nummer drei in dem Geschäft ist Eaton, gefolgt von Siemens. GE Industrial Solutions erwirtschaftet mit Anlagen, Geräten und Software zur Stromverteilung einen Umsatz von 2,7 Milliarden Dollar, ABB verkauft in ihrer Sparte Elektrifizierungsprodukte fast vier Mal soviel. Die operative Marge der Amerikaner ist mit rund 6 Prozent nicht einmal halb so hoch wie die bei ABB. Entsprechend werde der Zukauf die Rentabilität des ABB-Geschäftsbereichs vorerst einmal schmälern. GE habe in Industrial Solutions jahrelang zu wenig investiert, weil es als Randgeschäft galt, sagte Spiesshofer. ABB wolle nun die Technologie-Investitionen hochfahren. Der seit 2013 amtierende Spiesshofer hatte sich zunächst vor allem mit Kostensenkungen einen Namen gemacht. Doch inzwischen hat er auf Wachstum umgeschaltet. Im April schluckte ABB den österreichischen Steuerungshersteller Bernecker & Rainer für knapp 2 Milliarden Dollar. Spiesshofer deutete an, dass die Zeit der größeren Akquisitionen vorerst wohl vorbei ist. Auch nach dem Kauf des GE-Geschäfts hat der Konzern zwar noch Geld in der Kasse. Weil die Zürcher das 3 Milliarden Dollar schwere Aktienrückkaufprogramm stoppen, dürfte sich daran auch nichts ändern. An Grenzen stoße vielmehr die Integrationskapazität des Managements. ABB erwartet, dass der GE-Deal im ersten Halbjahr 2018 abgeschlossen werden kann.

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