FCK Wochenend-Kolumne: Der FCK braucht eine klare Identität – auch auf dem Platz
Es war ein sonniger Tag zum Ende der vergangenen Saison. Boris Schommers spazierte vom Trainingsplatz 4 in Richtung Umkleiden des Fritz-Walter-Stadions. Vor der 49.850 Zuschauer fassenden Arena blieb er stehen, schaute hinauf zu den Tribünen. Das Stadion, es fasziniert ihn. Interessiert hörte er zu, als ihm berichtet wurde, was vor zehn Jahren im August los war, als der 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger den FC Bayern München mit 2:0 besiegte. Von der Bundesliga wollte er in diesem Moment nicht träumen, aber einen Aufschwung erreichen, den Klub wieder sportlich in bessere Zeiten führen. „Wir sind vor einem Jahr angetreten, den Betzenberg wieder zum Beben zu bringen. Das war ein supertolles Ziel. Der Betzenberg gehört voller Menschen und Emotionen. Es ist ein ganz toller Traditionsverein“, sagte Schommers nun am Mittwochabend im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Es war der Tag nach der Entlassung des 41-Jährigen und seines Co-Trainers Kevin McKenna (40). Zwei Tage nach dem desaströsen Auftritt in München, nach der 0:3-Niederlage beim ambitionierten Aufsteiger Türkgücü. Man kann von Boris Schommers halten, was man will, kann kritisieren, dass er an seinem Spielsystem festgehalten hat. Die Art und Weise, wie er sich aber verabschiedet hat, die hatte Stil. Er schwärmte vom Verein, er trat nicht nach. Er war enttäuscht, dennoch verständnisvoll. Sein Wunsch: dass Ruhe im Verein einkehrt, dass die Mannschaft den Null-Punkte-Start schnell vergessen machen kann und in die Erfolgsspur findet. Die Verabschiedung von der Mannschaft war in Teilen sehr emotional, wie der 41-Jährige berichtete.
Zeit und Ruhe sind nicht vorhanden
Schommers weiß, dass beim FCK stets Druck vorhanden ist. Die Zeit und die Ruhe, um eine Mannschaft zu entwickeln, sie ist für solch einen Klub in der Dritten Liga nicht vorhanden. Der FCK muss nach oben. Schommers hatte zum Trainingsstart betont, eine Spitzenmannschaft der Liga sein zu wollen – schon damals wohl wissend, dass ihm das bei einem Fehlstart auf die Füße fallen kann. „Es tut weh. Wir haben zwölf Stunden am Tag dafür gearbeitet, dass wir es alle gemeinsam schaffen“, sagte er nun.
Seine Enttäuschung, dass die Forderung des FCK-Aufsichtsratsmitgliedes Martin Wagner öffentlich geworden ist – verständlich. Boris Schommers ist ein ehrgeiziger Trainer. Er wird sich sicher reflektieren.
Trainer Nummer 26 binnen 20 Jahren
Nun kommt also Trainer Nummer 26 in den vergangenen 20 Jahren. Klar, dass sich viele Fans nach Konstanz sehnen. Doch ist das mit Blick auf eine solche Bilanz überhaupt realistisch? Schön wäre es. Beiratsvorsitzender Markus Merk hat betont, dass die Identität des Vereins wieder geschärft werden muss. Es geht um die Frage, wofür der 1. FC Kaiserslautern fußballerisch steht. Welche Spielweise passt zu diesem Klub, passt zu diesem emotionalen Umfeld? Wie gelingt es, dass Fans und Mannschaft wieder eine Einheit sind? Dass jeder im Stadion spürt, hier geben die Männer in Rot alles – bis zur 96. Minute. Und genauso die Fans auf den Tribünen. So wurde früher manch’ verloren geglaubtes Spiel noch gedreht. Vergangene Zeiten. Womöglich auch zu viel Fußballromantik.
Verbundenheit der Region mit dem FCK weiter groß
Und doch muss es der Vereinsführung gelingen, dem Klub eine DNA zu geben. Diese besondere Identität von der Jugend bis zu den Profis. Wer vergangene Woche vor dem Verbandspokalspiel durch Desloch gefahren ist, wer die FCK-Fahnen an den Häusern, die Menschen an der Straße gesehen hat, dem wurde noch einmal bewusst, wie groß die Verbundenheit der Menschen einer ganzen Region zu diesem Klub ist – selbst in der Dritten Liga. Es ist wichtig, nun gute Entscheidungen zu treffen – und umgekehrt dem neuen Mann an der Seitenlinie auch eine Chance zu geben.