Fussball Wenn Qualen schön sind

Gibt die Richtung vor: Bundestrainer Hansi Flick.
Gibt die Richtung vor: Bundestrainer Hansi Flick.

Vor der großen Prüfung in Bologna rätselt Hansi Flick über seine Formation für den Nations-League-Auftakt gegen Europameister Italien. Das personelle Angebot macht den Bundestrainer „happy“ – insbesondere mit Blick auf das große Ziel.

Mit roter Trillerpfeife um den Hals überließ Flick nichts dem Zufall. Selbst das Aufwärmprogramm der Fußball-Nationalspieler auf einem Nebenplatz kontrollierte der Bundestrainer mit prüfendem Blick. Seine Profis machten es ihm aber auch am Freitag bei der persönlichen Italien-Empfehlung alles andere als einfach. „Wir konnten sehen, dass alle richtig motiviert sind“, berichtete Flick vor dem Kracherspiel gegen den Europameister am Samstag (20.45 Uhr/RTL) im heißen Bologna. Spielen will jeder – nur wer darf es auch?

Der Konkurrenzkampf gefällt Flick

„Letztendlich ist das ein gutes Zeichen“, sagte Flick, wenn ein Trainer die Qual der Wahl habe. Das Abschlusstraining habe auch nicht geholfen, „dass wir mal klarer sehen“. Der gehobene Konkurrenzkampf kein halbes Jahr vor der Weltmeisterschaft in Katar insbesondere in der Offensive gefällt dem braungebrannten Bundestrainer sichtlich.

„Wir sind einfach zufrieden wegen dieser Flexibilität und Variabilität, die wir im Kader haben. Das ist genauso, wie wir uns das als Trainer vorstellen“, schilderte Flick. Wegen des Überangebots vorne mit Topakteuren wie Timo Werner, Leroy Sané, Serge Gnabry, Kai Havertz und Thomas Müller „brauchen wir uns nicht zu verstecken“. Flick sprach von einem „Gesamtpaket, das wir in der Offensive haben, da sind wir happy“.

Endlich echte Standortbestimmungen

Nach einem Jahr mit Qualifikationsspielen gegen die zweite und dritte Klasse im europäischen Fußball sind die Partien gegen die angestachelte Squadra Azzurra, am Dienstag in München gegen England, in Budapest gegen Ungarn (11. Juni) sowie in Mönchengladbach wieder gegen Europameister Italien (14. Juni) echte Standortbestimmungen. „Das sind keine Test- oder Freundschaftsspiele“, sagte Mittelfeldchef Joshua Kimmich: „Danach sieht man ein Stück weit besser, wo wir stehen.“

Das Spiel in Bologna bei wahrscheinlich 30 Grad „vor der Brust“ (Kimmich), die WM im Hinterkopf: Das übergeordnete Ziel ließ Flick auch vor der Abreise aus dem Teamquartier in Herzogenaurach nicht unerwähnt. „Wir wollen versuchen, dass wir eine Entwicklung machen, die uns da wieder hinbringt, wo Deutschland auch stehen sollte: Unter den Besten in Europa und der Welt!“ Die deutsche Auswahl sei auf einem guten Weg. Flick schaut auf die WM-Bewerbung jedes einzelnen. „Ich werde genau darauf achten, was die nächsten Monate passiert“, sagte er.

Die deutsche Bilanz in der Nations League – unter Flick-Vorgänger Löw – ist klar ausbaufähig. Zwei Siege und fünf Remis in zehn Spielen genügen nicht dem Anspruch des viermaligen Weltmeisters. Das bislang letzte Pflichtspiel gegen Italien ist lange her. Deutschland gewann im EM-Viertelfinale 2016 im Elfmeterschießen gegen die nicht für die WM qualifizierte Squadra Azzurra, die am Mittwoch gegen Copa-América-Sieger Argentinien deutlich verloren hatte (0:3).

„Das ist nicht ganz einfach, vorherzusagen, was es für ein Spiel wird“, sagte Flick. Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini habe nach der WM 2018 „fantastische Arbeit“ geleistet mit dem EM-Titel im vergangenen Jahr als Höhepunkt. „Wir waren alle Fan von dem Teamgeist, den Italien ausgestrahlt hat“, verriet Flick: „Auch die Art und Weise, wie die Italiener Fußball gespielt haben, war bemerkenswert.“

So spielen sie

Italien: Donnarumma (Paris Saint-Germain/23/42 Länderspiele) - Di Lorenzo (SSC Neapel/28/19), Bonucci (Juventus Turin/35/115), Bastoni (Inter Mailand/23/11), Spinazzola (AS Rom/29/18) - Barella (Inter Mailand/25/37), Locatelli (Juventus Turin/24/22), Tonali (AC Mailand/22/8) - Politano (SSC Neapel/28/4), Scamacca (US Sassuolo/23/4), L. Pellegrini (AS Rom/25/2)

Deutschland: Neuer (FC Bayern München/36/109) - Hofmann (Borussia Mönchengladbach/29/10), Süle (FC Bayern München/26/37), Rüdiger (FC Chelsea/29/50), Raum (TSG 1899 Hoffenheim/24/5) - Kimmich (FC Bayern München/27/64), Goretzka (FC Bayern München/27/41) - Gnabry (FC Bayern München/26/31), Müller (FC Bayern München/32/112), Havertz (FC Chelsea/22/25) - Werner (FC Chelsea/26/49)

Schiedsrichter: Jovanovic (Serbien).

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