Sport Viel mehr als nur Mannheimer Frustbewältigung

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Mannheim. Der deutschen Nationalmannschaft sei Dank: Das Eis in Mannheim ist noch längst nicht abgetaut. Seit Dienstag und noch heute bereitet sich Marco Sturms vorläufiger WM-Kader in der SAP-Arena auf die nächsten beiden Testspiele am Wochenende in Weißrussland vor. Mit dabei ein großes Kontingent an Adler-Profis, für die ja nach dem Play-off-Viertelfinale früh Saisonende in der Liga war.

„Beides“, antwortete der Bundestrainer gestern auf die RHEINPFALZ-Frage, ob bei den Mannheimer Nationalspielern in der ersten Phase der Vorbereitung auf die WM in Köln und Paris (5. bis 21. Mai) Frust über das Aus mit dem Klub oder Freude auf die nächste Herausforderung spürbar gewesen seien. „Man hat in den ersten Tagen die Enttäuschung schon gemerkt. Aber inzwischen ist die Freude wieder da. Ich habe das Gefühl, dass sie es überwunden haben“, sagte Marco Sturm gestern. Was Adler-Kapitän Marcus Kink nur bestätigen konnte: „Direkt nach unserem letzten Spiel bin ich schon in ein Loch gefallen. Ich wollte gar nicht wahr haben, dass es schon vorbei ist. Die Nationalmannschaft kam passend: neue Ziele und neue Motivation.“ Natürlich ist noch ziemlich offen, wie viele Mannheimer es am Ende zur WM schaffen. Im Vorbereitungskader stehen Torwart Dennis Endras, die Verteidiger Sinan Akdag und Denis Reul sowie die Stürmer Matthias Plachta, David Wolf, Brent Raedeke und eben Kink. Plachta/Raedeke/Wolf lautete am Samstag die Sturmreihe, die bei der 2:5-Testniederlage in Norwegen für die beiden Tore sorgte. Auch gestern stand das Trio gemeinsam auf dem Eis. Raedeke könnte als Center bei den endgültigen Nominierungen vielleicht Marco Sturms Feststellung helfen, „dass wir im Moment sehr viele Außenstürmer haben, aber uns die Mittelstürmer etwas ausgegangen sind“. In dieser Woche hat der Bundestrainer erstmals vier Spieler der unterlegenen DEL-Halbfinalisten im Kader, dazu Schweden-Legionär Felix Schütz. Es folgen die WM-Kandidaten aus München und Wolfsburg sowie in einer ersten Welle bis zu drei NHL-Profis: Tobias Rieder (Arizona Coyotes), Thomas Greiss und Dennis Seidenberg (beide New York Islanders). Rieder wird kommende Woche einsteigen. NHL-Jungstar Leon Draisaitl (21) spielt mit den Edmonton Oilers die erste Play-off-Runde. Der gebürtige Kölner deutete bereits an, im Falle eines Ausscheidens seiner Mannschaft die WM-Vorrunde in seiner Heimatstadt spielen zu wollen. Aber zunächst mal arbeitet Marco Sturm mit dem bestehenden Kader. Das Länderspiel am Sonntag, 23. April (16.45 Uhr), gegen Tschechien in der Mannheimer SAP-Arena, für das bisher rund 7000 Karten verkauft sind, soll ihm bereits mehr als Fingerzeige bieten: „An den Resultaten in der Phase muss man schon etwas erkennen können. Da müssen die Spieler das Zeichen setzen: Ich will dabei sein.“ Assistiert wird der Bundestrainer übrigens noch von Ex-NHL-Kollege Jochen Hecht – bis Mannheims Meistermacher von 2015, Geoff Ward, aus Nordamerika dazu stößt. Ob Matthias Plachta schon für die WM plant? Der Adler-Stürmer, zuletzt in starker Form, lacht und sagt im Spaß: „Wenn ich der Trainer wäre, würde ich mich mitnehmen.“ Jeder, der derzeit in den Farben des Nationaltrikots mittrainiert, „würde gern noch Play-offs spielen“. Aber wie Marcus Kink hebt Plachta den „Riesenspaß“ hervor, gepaart mit echtem Leistungsdenken. Kink: „Man will unbedingt bei der WM dabei sein. Da zählt jedes Training.“ 2010, kurz vor Beginn der letzten Heim-WM damals mit dem Spielort Mannheim, war Kink auf Abruf nach Hause geschickt worden. Aber seit der WM 2011 in Bratislava „habe ich kein Turnier mehr verpasst“, berichtet er stolz. „Ich brauche für die Heim-WM niemanden zu motivieren“, sagt Marco Sturm mit einem Lächeln. „Wir marschieren. Die Frage ist nur, wohin wir marschieren“, fügte er an. Als mindestens Vorrunden-Vierter der Achtergruppe ins Viertelfinale, das würden jetzt alle unterschreiben ...

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