Sport Viel Frust nach bitterem Aus

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MÜNCHEN. Das tat sehr weh: Auch viele Stunden nach dem Viertelfinal-Aus in der Fußball-Champions League mit dem 2:4 nach Verlängerung bei Real Madrid war der Frust beim FC Bayern München noch groß. Eine schwache Schiedsrichterleistung und der Fußbruch von Torwart Manuel Neuer, für den die Saison beendet ist, taten ein Übriges.

Von der Niederlage am Dienstagabend in Madrid gezeichnet standen die fröstelnden Stars gestern Nachmittag auf dem Rollfeld des Münchner Flughafens, als sie bei ein paar Schneeflocken auf den Bus warteten. Torhüter Neuer humpelte an Krücken aus der Sondermaschine. „Wir waren alle Zeugen eines Spiels, das Geschichte geschrieben hat“, erklärte Karl-Heinz Rummenigge in seiner nächtlichen Ansprache voller Pathos und sagte: „Das Heldentum sieht man nicht im Sieg von großen Schlachten, sondern im Ertragen von unglücklichen Niederlagen.“ Der Vorstandschef reihte das früheste Königsklassen-Aus der Bayern seit 2011 neben den brutalen Final-Pleiten 1999 und 2012 ein. In der Kabine erlebte Rummenigge auch am Dienstagabend eine Mannschaft „in Trümmern“. „Ich bin stolz auf meine Spieler, die sich geopfert haben, die alles gegeben haben“, erklärte Trainer Carlo Ancelotti. Mit viel Courage und vollem Risiko hatte sich sein Star-Ensemble die Verlängerung verdient – doch dort traf der insgesamt fünffache Viertelfinal-Torschütze Ronaldo die Bayern mitten ins Herz. Zweimal stand der Weltfußballer dabei allerdings im Abseits, was vom ungarischen Schiedsrichter Viktor Kassai ebenso nicht geahndet wurde wie die Münchner Abseitsstellung vor deren 2:1 durch ein Eigentor. „Wir sind beschissen worden“, kritisierte Rummenigge ungewohnt harsch in der nächtlichen Bankettrede und verspürte „wahnsinnige Wut“. Die ganze Machtlosigkeit entlud sich auf vielfältige Art und Weise. Laut spanischen Medien soll es zu einem lautstarken Disput von Thiago, Robert Lewandowski und Arturo Vidal mit Kassai gekommen sein. „Dieser Raub darf in der Champions League nicht durchgehen“, schimpfte Vidal auch später noch außer sich. Der FC Bayern widersprach Berichten, wonach die Polizei habe eingreifen müssen und der Schiedsrichter beleidigt worden sei. Auch in die Kabine sei kein Spieler gestürmt. Bitter: Torwart Neuer verletzte sich drei Wochen nach einer Operation erneut am linken Fuß. „Wir müssen jetzt in die Zukunft schauen, auf die Bundesliga und den DFB-Pokal“, forderte Ancelotti. Die fast sichere Meisterschaft ist ein Muss, ein Halbfinal-Aus im DFB-Pokal daheim gegen Dortmund würde die Schmerzen vervielfachen. Als einziger Coach triumphierte Ancelotti dreimal in der Königsklasse, Titel Nummer vier soll mit Bayern her. „Schauen wir, was wir im nächsten Jahr in der Champions League machen“, sagte der 57-Jährige. Ausgiebig über die Zukunftsaussichten mochte niemand sprechen. Das sei „Käse“, meinte Thomas Müller nach „Männerfußball“ gegen Real. Lahm, der Kapitän der Champions-League-Sieger von 2013, hört ebenso auf wie der langjährige Stratege Xabi Alonso. Der Umbruch könnte beim FCB beschleunigt werden. |dpa

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