Fussball So machte die DFB-Elf die WM-Qualifikation klar

Kai Havertz erzielt nach Vorarbeit von Thomas Müller das 1:0.
Kai Havertz erzielt nach Vorarbeit von Thomas Müller das 1:0.

Die deutsche Nationalmannschaft ist ein Teil der umstrittenen Wüsten-WM in Katar. Durch einen 4:0-Erfolg in Nordmazedonien sichert sich das Team von Hansi Flick vorzeitig den Sieg in der Qualifikationsgruppe J. Die Deutschen spielen zunächst nicht glanzvoll, können sich aber auf die Besonderheit von Thomas Müller verlassen.

Das fünfte Länderspiel unter Neu-Bundestrainer Hansi Flick wird nicht als das glorreichste seiner Amtszeit in Erinnerung bleiben, wohl aber als jenes, in dem das erste größere Ziel erreicht wurde. Die 90 Minuten am Montagabend in Skopje waren lange kein Quell der optischen Freude, das Ergebnis stimmte jedoch und brachte dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Qualifikation für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Katar. Das 4:0 (0:0) in Nordmazedonien sorgte dafür, dass die Deutschen in der Qualifikationsgruppe J an den noch ausstehenden zwei Spieltagen nicht mehr vom ersten Platz verdrängt werden können.

Über links soll die Post abgehen

Hansi Flick hatte seine Startformation im Vergleich zum 2:1 gegen Rumänien auf fünf Positionen geändert – und damit mehr Wechsel als erwartet vorgenommen. Auffällig war in erster Linie der Tausch der Außenverteidiger, der einen Seitenwechsel der besonderen Art befeuern sollte. Auf der rechten Seite spielte der defensiver orientierte Lukas Klostermann anstatt Jonas Hofmann, während auf der linken Seite der offensivstarke David Raum für Thilo Kehrer begann. „Über links soll die Post abgehen“, wünschte sich der Bundestrainer vor der Partie.

Der linke Flügel, auf dem neben Raum oft Kai Havertz auftauchte, der für Leroy Sané startete, war lebhafter als die rechte Seite, aber von Post-abgehen war erstmal nichts zu sehen. Die Deutschen waren von der ersten Minute an überlegen, ohne jedoch Brillanz oder Leichtigkeit zu versprühen. In vielen Momenten fehlte der DFB-Elf die Präzision, sobald sie dem Strafraum der Nordmazedonier näherkam. Das mag ein wenig an dem vom vielen Regen der zurückliegenden Tage durchgeweichten Rasen im Nationalstadion in Skopje gelegen haben, in erster Linie waren jedoch einige Konzentrationsmängel der deutschen Spieler ursächlich.

Timo Werner trifft den Pfosten

Die Folge waren einige ordentliche Torabschlüsse der deutschen Mannschaft, aber die ganz großen Möglichkeiten zur Führung gab es zunächst nicht. Die vorzeitige WM-Qualifikation, das wurde früh an diesem verregneten Abend in Nordmazedonien deutlich, würde erst einmal kein Selbstläufer werden. Dabei hatte Rumänien im Parallelspiel gegen Armenien ihren Teil erfüllt und lag zur Pause (und bis zum Ende) 1:0 in Führung. Ein Treffer der Flick-Elf würde also genügen, um das Ticket für das Turnier in Katar fix zu buchen.

Timo Werner, der zuletzt unter Ladehemmung leidende Mittelstürmer der DFB-Elf war in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit ganz nah dran am erlösenden 1:0, aber es war sinnbildlich für die Verfassung des Chelsea-Profis, dass dessen strammer Rechtsschuss vom linken Torpfosten ins Feld zurücksprang.

Thomas Müller ist eben Thomas Müller

Würde Timo Werner Thomas Müller heißen, wäre der Ball sicher reingegangen, denn wenn man Thomas Müller heißt, leitet man Tore auch mal ein, indem man von einem Ball am Kopf getroffen wird. Fünf Minuten nach der Pause landete der Ball – von einem nordmazedonischen Abwehrspieler kommend – am Kopf des Münchners und von dort bei Gnabry. Der spielte gedankenschnell zurück zu Müller, der plötzlich frei vor dem Tor des Gegners auftauchte, auf Kai Havertz querlegte, so dass der zweite Chelsea-Profi im deutschen Team keine Mühe hatte, zum 1:0 einzuschießen (50.).

Werner mit Doppelpack, Musiala trifft auch

Die Nordmazedonier verließ nach dem Gegentreffer zusehends die Überzeugung, eine ähnliche Überraschung wie beim 2:1-Hinspieltriumph schaffen zu können. Die Partie plätscherte deshalb zunächst vor sich hin, ehe sich Müller daran zu erinnern schien, dass einer seiner Kollegen seiner Hilfe bedurfte. Eine geniale Ballweiterleitung des Bayern-Profis verwertete Werner zum 2:0 (70.). Weil das Gefühl für den Angreifer so wunderbar war, legte der nur drei Minuten später seinen zweiten Treffer nach – 3:0 (73.). Die Entscheidung war gefallen und die DFB-Elf hatte die Freude am Toreschießen für sich entdeckt. Der eingewechselte Jamal Musiala traf sieben Minuten vor dem Ende zum 4:0.

Nordmazedonien: Dimitrievski - Ristovski (77. Askovski), Velkovski, Musliu, Alioski - Nikolov (58. Rakip), Ademi (29. Spirovski), Kostadinov (77. Ristevski) - Elmas, Churlinov - Jahovic (58. Miovski)

Deutschland: Neuer - Klostermann, Süle, Kehrer, Raum - Kimmich, Goretzka (61. Wirtz) - Gnabry (74. Hofmann), Müller (80. Neuhaus), Havertz (61. Adeyemi) - Werner (74. Musiala)

Tore: 0:1 Havertz (50.), 0:2 Werner (70.), 0:3 Werner (73.), 0:4 Musiala (83.) - Gelbe Karten: Ristovski - Havertz - Beste Spieler: Elmas, Velkovski - Werner, Havertz, Müller - Zuschauer: 18.000 - Schiedsrichter: Makkelie (Niederlande).

x